Schüttwa

Schüttwa [Šitboř]

Der Name des alten Pfarrdorfes Schüttwa, 2 km südwestlich von Ronsperg entfernt, war verknüpft mit dem berühmten Dichter des Streitgespräches zwischen dem Ackerrnann und dem Tod. Der Vater Henslin de Sitbor muß, was aus einer Urkunde hervorgeht, sehr wohlhabend gewesen sein, da ihn ein Priester namens Kubiko in Muttersdorf wie auch seinen Bruder um ein beträchtliches Erbe zu bringen versucht haben soll. Sein Sohn, als „Johannes von Tepl“, „Johannes von Saaz“, aber auch als „Johannes Henslin de Sitbor“ bekannt, schuf wohl 1401 nach dem Tode seiner ersten Frau Margarete (am 1. August 1400) sein weltbekanntes Werk „Der Ackermann aus Böhmen“.

Während Liebscher annahm, daß der Ortsname aus dem tschechischen Personennamen Jeschitborsch bzw. Jeschutborsch abgeleitet und später zu Schitborsch bzw. Schüttwa umgeformt wurde, meinte Pfarrer Martin Wierer, daß hier der heidnisch-tschechische Gott Jensit, der ein böser Gott und ein Dämon war, der nur durch Opfer versöhnt werden konnte, Pate stand. 1937 stieß man jedenfalls bei Planierungsarbeiten um die Kirche auf einen großen ausgehöhlten Stein, der mit der Aushöhlung nach unten lag. Vermutlich handelte es sich um den Opferstein für Jensit. Christliche Glaubensboten mögen ihn vergraben haben, damit Neubekehrte den Götzendienst vergessen sollten.

Die Einführung des Christentums in Schüttwa wurde auf den hl. Adalbert (den zweiten Bischof von Prag, 983-997), zurückgeführt. Dieser benutzte auf seinen vier Römerzügen den Weg über den Hirschstein und kam somit auch in die Gegend von Schüttwa. Er soll dort die erste hölzerne Kapelle gebaut haben, und 1047 soll Schüttwa bereits Pfarre gewesen sein. 1266 übten dann die beschuhten Augustiner des Klosters Stockau die Seelsorge in Schüttwa aus. Nach dem Dreißigjährigen Krieg gehörten folgende 23 Dörfer zur Pfarrei Schüttwa.- Schüttwa, Münchsdorf, Waltersgrün, Neugramatin, Linz, Tannawa, Wilkenau, Ronsperg, Kleinsemlowitz, St. Georgen (das zerstörte frühere Kokesin), Schiefernau, Glaserau, Frohnau, Stockau, Zeisermühl, Hirschsteinhäusl, Nimvorgut, Wasserau, Rindl, Schilligkau, Trohatin, Hoslau, Wellowitz. Zuletzt bildeten die Pfarrei Schüttwa nur noch der Ort selbst, Münchsdorf, Waltersgrün und Neugramatin.

Die letzte Kirche in Schüttwa wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg gebaut und war die dritte, die in Schüttwa stand. Sie ist dem hl. Nikolaus geweiht. Das Altarbild zeigt ihn als Bischof neben einem Faß, in dem nackte Kinder stehen. Der hl. Nikolaus soll der Legende nach Kinder, die von Heiden geschlachtet und in einem Faß eingepökelt wurden, durch sein Gebet auf wunderbare Weise wieder ins Leben zurückgerufen haben.

Das Dorf gehörte zur Burg Hirschstein, denn Heinrich von Hirschstein wurde nach Quellen als Herr von Schüttwa genannt. Von 1402-1405 gehörte es einem gewissen Branik. 1421 verschrieb Kaiser Sigmund die Dörfer Linz, Wilkenau und Schüttwa dem Chotieschauer Propst, das Kloster dem Johann von Guttenstein und Matthias von Mohlitz um 400 Schock Groschen. Von 1572 an blieben die Klostergeistlichen in ununterbrochenem Besitz der Pfarre bis zur Klosterauflösung. Das Gut Stockau kam zum Religionsfond, das Patronatsrecht wurde vom Kaiser übernommen. Als die Klostergeistlichkeit in den Kriegszeiten geflüchtet war, versahen Weltpriester die Seelsorge bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Der zurückgebliebenen Klostergeistlichkeit wurde das Patronatsrecht über die drei Pfarreien in Schüttwa, Waltersgrün und Rokesin eingeräumt. Die beiden letzteren aber wurden im Dreißigjährigen Krieg zerstört und nicht wieder erneuert.

Für 1789 bezeugte Schaller Schidwa bzw. Schittwa mit 44 Nummern und einer St.-Niklas- Kirche, die von einem Administrator besetzt ist. 1805 ließ der Besitzer von Stockau, Dr. Stöhr, als Patron der Kirche das Pfarrhaus erbauen. 1839 nannte uns Sommer den eine Stunde ostwärts von Stockau liegenden Ort mit 50 Häusern und 262 Einwohnern, 1 Pfarrkirche St. Niklas, 1 Pfarrei, 1 Schule, 1 Wirtshaus, die Eichelmühle und 1 Spiegelglas-Schleifwerk.

Die große Glocke „Nikolaus“ wurde 1867 vom Pilsner Glockengießer Robert Perner gegossen.

Schüttwa zählt 1913 56 Häuser und 324 Einwohner, hat eine einklassige Schule mit 67 Kindern, einen Landwirtschaftlichen Verein, Feuerwehrverein und eine Ortsgruppe des deutschen Böhmerwaldbundes. Zu Schüttwa gehörten damals die Eichelbühlschleife, die Eichelmühlschleife, die Papierschleife, das Schlößl und die Wolfgangsschleife.

Das Flächenausmaß betrug 1939 387,55 ha und verteilt sich in etwa 200 ha Ackerland, 75 ha Wiesen, 30 ha Weiden, 57,52 ha Wald. Die Bevölkerungszahl war auf 277 gesunken.

Im ersten Weltkrieg blieben 10 Heimatsöhne, im zweiten waren es 30.

Josef Bernklau unter Mitarbeit von Heinrich Cenefels und Pfarrer Martin Wierer