Blisowa

Blisowa [Blížejov]

Das etwa 4 km südostwärts von Bischofteinitz gelegene alte Pfarrdorf Blisowa ist vor allem als Haltestation der Strecke Pilsen-Taus bekannt, jener Bahnlinie, die sich die alten Bischofteinitzer leider an der Nase vorbeibauen ließen. 1324 erstmals urkundlich bezeugt, wird für den Ort 1587 ein der Herrschaft Lobkowitz zu Bischofteinitz gehöriger Hof erwähnt, der wohl dem Vorfahren des bis 1946 blühenden Bauerngeschlechtes Sahorsch zugeschrieben werden kann, wenn es sich nicht bereits um den 1789 zum Gut Nahoschitz gehörigen Meierhof handelt.

Außer dem genannten Meierhof wies Blisowa 1789 bereits 34 Nummern auf, hatte 1839, noch immer zum Gut Nahoschitz gehörig, 43 Häuser mit 279 Einwohnern, darunter 1 Israelitenfamilie, 1 Pfarrkirche des hl. Martin (Bischof), 1 Pfarrei und 1 Schule unter dem Patronat des Bischofteinitzer Magistrats, während der Stadt Bischofteinitz auch 4 Nummern von Blisowa gehörten. Neben 1 Wirtshaus, 1 Pottaschensiederei und 1 Ziegelbrennerei befand sich eine Viertelstunde abseits des Ortes auch 1 Hegerhaus.

1913 war das Dorf auf 52 Häuser mit 377 deutschen und tschechischen Bewohnern angewachsen. Letztere gelangten vor allem im Zuge des Bahnbaues bzw. der Industrialisierung zur Ansiedlung, was dadurch deutlich wird, daß z. B. 1880 in Blisowa neben 224 Deutschen 68 Tschechen gezählt wurden und 1930 neben 194 Deutschen 188 Tschechen. Zweifelsohne hatte die Errichtung der Tschechoslowakischen Republik hierzu beste Wege geebnet.

1939 hatte Blisowa, beim Kreis Bischofteinitz verblieben, 442 Bewohner. Gewiß fanden damals einige Einwohner des national bedrängten Ortes zum Deutschtum zurück, wurde doch die Gesamtzahl der im Kreis Bischofteinitz lebenden Tschechen mit nur 177 angeführt.

Das Flächenmaß der Gemeinde betrug 1937 insgesamt 443,14 ha und verteilte sich auf 265,22 ha Acker, 36,08 ha ‚Wiesen, 16,44 ha Weiden, 96,89 ha Wald und 5,50 ha Gärten.

Die St.-Martins-Kirche wurde 1556 durch den Herrschaftsbesitzer Kaspar Gottfried von Zbienitz ganz neu erbaut, nachdem die bereits 1384 als Pfarrkirche erwähnte wohl abbruchreif geworden war. Der Hochaltar ist dem hl. Martin, die Seitenaltäre sind der Mutter Gottes und dem hl. Johann von Nepomuk geweiht. In der Kirche befinden sich die Grabsteine des bereits genannten Herrn auf Nahoschitz und Chotimirsch, K. G. Ritter von Zbienitz, des Freiherrn Georg Henninger von Eberg und seiner Gemahlin Apollonia, geh. Witanowsky von Wltschkowitz (+1615), des Johann Schirnding (+1724) und seiner Gemahlin Anna von Wiedersperg und der Familie Otto von Ottenthal.

Neben lateinischen und tschechischen Inschriften enthält die Kirche auch Wappen. Die große Turmglocke trug die Inschrift: „In Gottes Lob und Dienst gebar ich christoph glockengießer zu Nürnberg goß mich, amen!“ Die der mittleren lautet: „Gossen von Julius Herold in Komotau“, dazu ein Kreuz, die hl. Maria und der hl. Martin. Auf der kleinen steht. „Geweiht von seiner Eminenz Johann Valerian Jirsik, Bischof von Budweis, im Monate Juni 1869, übergossen von Karl Bellmann, Tochter Anna in Prag“, dabei das Bild des hl. Josef. – Zum Kirchspiel Blisowa gehörten die Orte Blisowa, Nahoschitz, Weirowa, Murchowa, Hlas, früher auch die tschechischen Dörfer Chotimirsch, Franzdorf und Pschiwosten.

Das ursprüngliche Schulgebäude in Blisowa wurde 1808 von Baumeister Kraus aufgeführt, die Kosten betrugen 896 Gulden. Die zweiklassige deutsche Schule hatte 1930 120 Kinder, die zweiklassige tschechische 74. Auch gab es damals bereits für beide Nationen je einen eigenen Kindergarten.

1897 wurde mit großen Kosten eine Ziegelfabrik und Dampfziegelei errichtet.Der freiherrlich von Müller-Hornsteinsche Meierhof umfaßte 1913 insgesamt 113,35 ha.

Im ersten Weltkrieg fielen für Österreich 9 Blisowarer, darunter 1 Tscheche; der zweite forderte 12 Opfer.

Josef Bernklau