Flucht & Vertreibung

Flucht und Vertreibung

Es gibt wohl kaum einen Ort im Landkreis Bischofteinitz, wo – wie in der Regel im ganzen Sudetenland – von den tschechischen Revolutionsgarde nicht geraubt, verhaftet wurde. Es gibt einige Orte, aus denen Leute, die keinem Tschechen auch nur das Geringste angetan hatten, interniert und unter qualvollen Leiden „erledigt“ wurden. Die tschechischen Konzentrationslager Chrastavice, Taus-Milotov sowie der berühmt-berüchtigte Bory in Pilsen künden davon.
Am Abend des 6. Mai 1945 zwischen 18 und 19 Uhr hatte die US-Army Bischofteinitz erreicht. Landrat Dr. Heinrich Schlögl und Bürgermeister Eduard Hönl übergaben die Stadt dem US-Komandanten, der sie im Amt beläßt, damit sie für Ruhe und Ordnung sorgen.
Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht offiziell an allen Fronten. Auf Anweisung örtlicher tschechischer Militärkommandanten am 14. Juni Beginn mit Übernahme der Macht und Vertreibung der Sudetendeutschen.
J. Bernklau (Festschrift 1997, S. 30)

 
KZ-Lager Chrastawitz: Ein Kapitel verdrängter tschechischer Geschichte
Unsere seit den Monaten Mai-September 1945 in unserem Heimatkreis von jeweiligen Wohnorten mit seinen Angehörigen plötzlich ohne Ankündigung, fast wahllos über 100 abgeholte und inhaftierte Männer, Frauen, Bürgermeister, Vereinsvorsitzende, kleine Parteifunktionäre oder -mitglieder udgl.- nach den damals geltenden und bis heute nicht aufgehobenen, völkerrechtswidrigen Benes-Dekreten, ohne Anklage und Urteil, sind mindestens 38 Männer (namentlich aufgelistet) – nicht wieder zurückgekommen; d.h. sie sind nach Augenzeugenaussagen durch deftige Schläge, Tritte usw. durch teilweise selbsternanntes Polizeipersonal und sonstige zivile Siegereinheiten grausam zu Tode gekommen.
Vor den 90er Jahren war es überhaupt nicht möglich, bei tschechischen Behörden, darüber auch nur geringste Auskünfte zu erhalten. R. Kiefner hat nach der Wende 1990-92 alles versucht, hier etwas zu erreichen – nichts!
Auch ich bin seit 1993/94 bis heute in dieser, für alle Bischofteinitzer brennend interessierten Frage und für die heutigen Tschechen beschämenden Tatsachen, vorstellig geworden.

Beim Landratsamt Taus (mit Kulturamt), bei den Bürgermeistern in Chrastowitz, sogar mit einem Brief (1994) an den tschechischen Ministerpräsidenten V. Klaus, um Aufklärung und Unterstützung bei Behörden in Pilsen und Taus – keine Aussage oder Antwort.

Von bis noch vor einigen Jahren lebenden mitinhaftierten deutschen und tschechischen Zeitzeugen – unter vorgehaltener Hand, ist der damalige Ablade- und Verscharrort, der auf menschenunwürdigeweise Umgekommenen – uns und den amtierenden Verantwortlichen in Taus und Umgebung bekannt.
Es will und getraut sich niemand öffentlich darüber auf- und einzutreten. Heute fast 52 Jahre danach und mit der großen Verständigungs-Deklaration – muß und wird es mögliche werden , diesen Ort näher einzugrenzen.
Ich persönlich darf versprechen, alles zu versuchen ohne Rache und Vergeltung, aber für aufrichtige und gebührende Ehrerbietung unserer Bischofteinitzer toten Landsleute, an einen beachteten Platz die Errichtung eines Ehrenmals in Stein oder Holz voranzutreiben.

In dieser traurig leidvollen Vergangenheit aller Bischofteinitzer und seiner Nachkommen, wird der Kreisrat vor der jetzigen tschechischen demokratischen Regierung nicht zurückstehen, um Anerkennung und Toleranz mit Augenmaß und Würde – in die Willkür der Verursacher des geschilderten Vorgehens der damals vermeintlichen, im allgemeinen Durcheinander herrschenden „Mitkriegsgewinnlern“ zu bringen.
Noch heute leben – damals tätigherrschende und heute gewissensverängstigte Personen – frei und ungesühnt, sowie erlebnisbeteiligte Mithäftlinge, unter uns!
Für den Kreisrat, Josef Mauerer (Festschrift 1997, S. 21/22)
Als weiterführende Literatur sei auf die Publikation von Rudolf Kiefner verwiesen: „Passion jenseits des Böhmerwaldes“, 1. Auflage 1991, S. 40-48)