Patenstadt

Patenstadt Furth im Wald

Patenschaftsübernahme

Am 30. August 1956 übernahm die Stadt Furth i. Wald nach einem einstimmigen Beschluß des Stadtrates die Patenschaft für den Heimatkreis Bischofteinitz. In Anerkennung der historischen und landsmannschaftlichen Bindungen der beiden grenznahen Städte sollte die enge Verbundenheit bekundet und die Bande der Freundschaft gefestigt werden. Beim 2. Bischofteinitzer Kreistreffen am 17. und 18.8.1957 verkündete der 1.Bürgermeister von Furth Alfred Peter in einem Festakt feierlich die Übernahme der Patenschaft. Der Festredner Franz Dimter formulierte dazu u.a.: „Diese schöne alte Grenzstadt Furth im Wald ist mit unserem Bischofteinitz aufgewachsen und weiß, was eine gute Nachbarschaft wert wäre. In ihre Mauern und in ihre Herzen legen wir heute unsere geretteten Unterlagen unserer Heimat, unsere Herzenssachen. Wir wissen, daß sie hier aufs beste bewahrt, gepflegt und verwertet werden können, hier, nur 20 km von unserer Kreisstadt Bischofteinitz entfernt. Wir sind glücklich und dankbar dafür, daß die Belange unseres Heimatkreises in Furth ihren Anwalt finden.“

Entwicklung der Patenschaft

Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Verhältnis zwischen der Further Bevölkerung und den Verantwortlichen der Stadt einerseits und den Bischofteinitzern andererseits immer gedeihlicher und harmonischer. Vielfältige Kontakte wurden geknüpft und aufrichtige Freundschaften bahnten sich an. Besonders herzlich entwickelte sich das Verhältnis zwischen dem Further Trachtenverein und der Trachtengruppe des Heimatkreises Bischofteinitz unter maßgeblichem Einflußdessen damaligen Leiters und späteren Heimatkreisbetreuers Rudolf Kiefner. Beseelt von der Idee, bleibende Werte in Furth i. Wald zu schaffen, die auch nach Generationen noch an die alte Heimat erinnern sollten, aber auch aus Dankbarkeit gegenüber den Bürgern der Patenstadt errichteten die Bischofteinitzer zahlreiche Zeichen der lebendigen Ausgestaltung der Patenschaft. Sie trugen und tragen noch heute zur Verschönerung der Stadt Furth i. Wald bei und schaffen gleichzeitig für die heimatvertriebenen Bischofteinitzer eine neue Identität: Furth als Ort der Erinnerung und Begegnung, als Ort neuer Geborgenheit, neuer Freunde und neuer Zuversicht.

Bischofteinitzer Treffen

Seit 1957 treffen sich die Bischofteinitzer Landsleute nun schon im 2 jährigen Turnus in ihrer Patenstadt zu ihrem Kreistreffen, manche Treffen davon sogar als Bischofteinitzer Festwoche. Immer sind bei diesem Treffen die Further Bevölkerung und insbesondere die Further Vereine in freundschaftlicher Verbundenheit beteiligt. Jedes Treffen hat seine eigenen Höhepunkte. Die Besucher kommen aus der ganzen Welt. Gern gesehene Gäste sind immer wieder die amerikanischen Nachfahren der aus Böhmen ausgewanderten Landsleute. Seit dem Fall des Eisernen Vorhanges können die Treffen auch von den heimatverbliebenen Landsleuten aus der Tschechischen Republik besucht werden. Für alle Teilnehmer sind diese Treffen Tage der Begegnung, der Wiedersehensfreude und für manche aber auch des Abschiedes für immer, Tage der Andacht, der Erholung in zauberhafter landschaftlicher Umgebung, und Tage des Willens, ihr Recht auf Heimat vor aller Welt zu bekunden. Diese Heimattreue führte in manchen Jahren dazu, daß die Festhalle, die Stadtkirche und der Stadtplatz überfüllt waren und in weiter Umgebung von Furth kein freies Bett mehr zu bekommen war. Durch Krankheit und Tod vieler noch in der alten Heimat Geborener wird die Zahl der Besucher zwar geringer, doch hat die nachwachsende Generation der Kinder und Enkel einen festen Platz im Heimatkreis und trägt die Tradition und das Andenken an die Heimat ihrer Vorfahren mit anderen Schwerpunkten und neuen Mitteln der Kommunikation in die heutige Zeit.

Gedenkstein der Bischofteinitzer

Das Bedürfnis, in würdigem Rahmen und stiller Umgebung ihrer Toten zu gedenken, führte durch die großherzige Spendenbereitschaft der vertriebenen Landsleute zur Errichtung des Bischofteinitzer Gedenksteines im Ehrenhain der Stadt Furth. Er wurde am 23.8.1969 von Bischof Dr. Kindermann feierlich eingeweiht. Hier gedenken nun die Bischofteinitzer immer anläßlich ihrer Kreistreffen ihrer toten Vorfahren in der alten Heimat, ihrer gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege und ihrer durch tschechische Gewalt, Folter und Terror ums Leben gekommenen Schicksalsbrüder.

„Zum Herrgott auf der Rast“ – Bischofteinitzer Wallfahrtskirche

In Erinnerung an alte Wallfahrtsbräuche, bei denen die Pilger auf ihrem Weg von Böhmen nach Bayern beim „Herrgott auf der Rast“ stille Einkehr und Gebet fanden, erwählten die vertriebenen Bischofteinitzer die Kreuzkirche in Furth i. Wald an der Böhmerstraße zu ihrer Gedächtnis- und Wallfahrtskirche. Für sie stifteten sie 1969 eine vom Münchner Künstler Helmut Kästl geschaffene Altarwand, der die Vertreibung der Deutschen über den Böhmerwaldkamm hinweg in Verbindung mit dem Schicksal der Vertreibung der Heiligen Familie in eindrucksvoller Weise darstellt. 1971 stifteten sie für diese Kirche eine neue Orgel. Anläßlich des Heimatkreistreffens 1987 wurde durch hohes Spendenaufkommen der Bischofteinitzer Vertriebenen ein vom Künstler Leopold Haffner gestalteter neuer Altarstein gestiftet, in dem eine Reliquie des Böhmerwälder Bischofs Johann Nepomuk Neumann (Philadelphia/USA) eingebracht ist und der aus den Steinen des ehemaligen Flüchtlingslagers Furth i. Wald errichtet wurde. Weihbischof Karl Flügel aus Regensburg konsekrierte diesen Altar am 17.Juni 1987. 1989 wurde der Altarraum mit Wallfahrtskerzen ausgestattet, auf denen alle Pfarrkirchen des Heimatkreises Bischofteinitz abgebildet sind. Die Größe der Kerzen stellt die Größe der jeweiligen ehemaligen Pfarrei dar.

Bischofteinitzer Brunnen auf dem Further Schloßplatz

Ein weiteres wichtiges Zeichen der Verbundenheit mit der Patenstadt stellt der vom Kleinsemlowitzer Architekten und späteren Heimatkreisbetreuer Josef Maurer entworfene Bischofteinitzer Brunnen auf dem Further Schloßplatz dar, der 1975 feierlich vom ehemaligen Bischofteinitzer Erzdechanten Josef Hüttl eingeweiht wurde. Idyllisch fügt sich die Brunnenfigur des Nachtwächters in die urige und heimelige Umgebung dieses historischen Platzes. Warum gerade ein Nachtwächter? Der Initiator des Brunnenbaus, der Bischofteinitzer Kreisbetreuer und Further Ehrenbürger Willi Gabriel erklärte damals den Symbolgehalt dieser Figur: Der Nachtwächter sorgte früher für den ruhigen Schlaf der Bürger. Further Bürger, erst recht aber Bischofteinitzer könnten im Schoße der Patenstadt allzeit ruhig schlafen. Und das Wasser des Stadtbrunnens ist schon seit jeher Labung und Erfrischung für die Ankommenden. Für die Bischofteinitzer symbolisiert es die erste Labung nach der völligen Entrechtung und dem Verlust allen Hab und Gutes. Der Further Bürgermeister Gottlieb Dimpfl dankte den Bischofteinitzern mit den Worten: Wir werden zusammenhalten auf ewige Zeiten.

Bischofteinitzer Glockenspiel am Amtsgericht

Glanzvoller Höhepunkt des Bischofteinitzer Heimatkreistreffens 1979 und des Patenschaftsverhältnisses war zweifelsohne die Weihe des Glockenspieles am Erker des Further Amtsgerichtes am 14. Juni 1979. Dieses Geschenk der Bischofteinitzer an die Stadt Furth i. Wald sollte ein Dank sein an Furth und seine Bevölkerung für die herzliche Aufnahme und Unterstützung, als rund eine Million Vertriebene durch die Further Senke geschleust wurden und hier zum ersten Mal wieder nach Wochen und Monaten der Demütigung, Entehrung und Entrechtung zivilisierte Umgangsformen vorfanden. Die 23 Glocken versinnbildlichen die Glocken der alten Heimat gekrönt von den Wappen von Bayern, dem Sudetenland und der Bundesrepublik Deutschland. Den unteren Abschluß bilden die Wappen von Hostau, Ronsperg, Bischofteinitz und Furth im Wald und die Widmungstafel. Der damalige Heimatkreisbetreuer und Further Ehrenbürger Willi Gabriel konstatierte: „Dieser 14.Juni 1979 geht in die Geschichte von Furth im Wald ein“ und der Further Bürgermeister Gottlieb Dimpfl stellte fest: „Dieses Denkmal ist Spitze“. Seitdem erklingen in Furth zu festgelegten Uhrzeiten die heimatlichen Klänge aus dem Böhmerwald, erfreuen die Besucher und tragen sie über die Dächer der Stadt hinweg über die Grenze und mahnen an das Unrecht der Vertreibung von 35 000 Bischofteinitzer Landsleuten.

St. Johann Nepomuk-Meilenstein

Zur Erinnerung an die unmenschliche Vertreibung 1945/46 von über 700 000 Sudetendeutschen, die das Durchgangslager Furth im Wald erreichten, übergab der Heimatkreis Bischofteinitz anläßlich seines Kreistreffens 1983 an der Brücke der Eisenbahnlinie Taus-Furth einen von Leopold Haffner geschaffenen Meilenstein mit Kilometerangaben wichtiger Orte des Egerlandes. Gekrönt wird der Meilenstein von der Figur des St. Johann Nepomuk, dem Brückenheiligen der Deutschen und Tschechen. Er wurde am 17.Juni 1983 von Pfarrer Sebastian Werner feierlich geweiht. Bürgermeister Dimpfl bezeichnete den Meilenstein ein weiteres Kleinod, das die Stadt bereichere.

Immerwährender Dank an Furth im Wald

Dies alles wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht die Bürgermeister der Patenstadt, jeder auf seine unverwechselbare Art zum Gelingen beigetragen hätte. In großer Dankbarkeit denken die Bischofteinitzer deshalb zurück an das großartige Wirken und weitsichtige Handeln von Alfred Peter, Gottlieb Dimpfl und seit 1984 von Reinhold Macho, der 1942 in Obermoldau (Böhmerwald) geboren wurde. Ihr offenes Ohr, ihr großzügiges Entgegenkommen und ihre tatkräftige Unterstützung haben die Patenschaft in einer Weise belebt, die ihresgleichen in Bayern sucht. Nicht vergessen werden sollen die fürsorgliche, väterliche und verständnisvolle Art und das vom Geist der Freundschaft geprägte Wirken des ehrwürdigen Herrn Regionaldekans und Stadtpfarrer Sebastian Werner. Ihn haben die Bischofteinitzer längst für immer in ihr Herz geschlossen und zählen ihn bereits zu den ihren. Wir Bischofteinitzer können daher von einem Glücksfall der Geschichte sprechen, daß Furth im Wald bereit war, die Patenschaft über den ehemaligen Kreis Bischofteinitz zu übernehmen.

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