Eisendorf

Eisendorf [Železná]

Eisendorf, hart an der bayrischen Grenze gelegen, zog sich längs der Kreisstraße Eisendorf-Bischofteinitz mit einigen Seitengassen ca. 1,5 km hin. Auf der bayrischen Seite führt eine Straße von Eisendorf über Eslarn, Mosbach nach Vohenstrauß. Nach dem ersten Weltkrieg hatte sich der Ort im Westen durch den Bau von Arbeiterhäusem stark ausgeweitet. Die Gemarkung Eisendorf reichte im Norden an die Grenze des Tachauer Kreises. Das Flächenmaß der Gemeinde betrug 1800 ha Äcker und Wiesen sowie 874 ha Wald (lt. Aufstellung von Hans Schlögl). Nach der Volkszählung von 1930 hatte die Gemeinde Eisendorf mit den eingemeindeten Ortschaften Walddorf, Ruhstein, Franzelhütte und Eisendorfhütte 1684 Einwohner (Quelle: Chronik Eisendorf). Der Ort selbst zählte 1260 Einwohner. An Häusern zählte Eisendorf 204, Walddorf 25, Ruhstein 35, Franzelhütte 28, Eisendorfhütte 4.

Am 23. Juli 1905 wurde Eisendorf zur Marktgemeinde erhoben.

Die Entstehung des Namens „Eisendorf“ ist begründet durch die dortigen Eisenbergwerke. (Reste der ehemaligen Stollen sind noch vorhanden). Die Gründung von Eisendorf kann nach einer Urkunde des Amberger Archivs bis zum Jahre 1548 erwiesen werden. In dieser Urkunde heißt es: Vom Rittergeschlecht Pergler von Perglas, welches aus der Oberpfalz eingewandert ist, wurde das Eisendörfl in der Steinockmulde erbaut. Als erster Ansiedler wird Martin Siegl aus der Oberpfalz genannt. Ritter Pergler von Perglas war Protestant, deshalb mußten alle Bergarbeiter und Glasmacher protestantisch werden. Nach der Schlacht am Weißen Berg bei Prag mußte Ritter Pergler von Perglas flüchten. Laut kaiserlichem Strafedikt von 1621 wurde das Gut Eisendorf am 3. Juli 1625 mit allem Zubehör – Burg, Dorf, Brauhaus und Mühle – an den katholischen Grafen Wolf Wilhelm Laminger für 800 rheinische Gulden verkauft. Nach dem 30jährigen Krieg wurden 8 katholische Bauern aus der Oberpfalz angesiedelt.

Laut einem alten Erikationsbuch Archiv Heiligenkreuz waren dies. Nr. 4 Denerl, später Ziegler (Hausname Wirt), Nr. 62 Fürtsch – Hoffmann (Girgadl), Nr. 65 Süß – Siegler (Albert), Nr. 72 Ziegler – Ziegler (Richter), Nr. 76 Wilt – Wilt (Girgmichl), Nr. 77 Bennel – Pöhnl (Tonifranz), Nr. 80 Zupfer – Siegler (Mucki). Es folgten dann 13 kleine Bauern, später 18 Häusler, worauf dann die Gegenreforrnation einsetzte. Die katholischen Pfarrmatriken begannen 1654.

Die Ortschaften Plöß, Schmolau und Bärentanz gehörten bis 1778 zur Pfarrgerneinde Eisendorf. Die evangelische Kirche, welche im Friedhof stand, war durch den Krieg stark beschädigt und konnte von den Katholiken nur noch einige Jahre benutzt werden. Bis zum Bau der katholischen Kirche fand der Gottesdienst in der Richterkapelle statt.

Die Pfarrkirche, der hl. Barbara geweiht, war eine der schönsten Kirchen in der Umgebung. Die Einweihung fand am 8. September 1718 statt. 1909 erhielt die Kirche eine Orgel. Im Kriegsjahr 1916 wurde der Chor mit Hauptaltar sowie die beiden Seitenaltäre renoviert und durch einen Kunstmaler aus Prag herrliche Deckengemälde angebracht. 1937 ließ Dechant Dousa wertvolle Kirchenstühle anfertigen, welche ein Bildhauer aus Eger kunstvoll gestaltete.

1922 wurde ein schönes vierstimmiges Geläute angeschafft. Die große Glocke hatte ein Gewicht von 700 kg und stimmte in fis.

Nach der Aussiedelung wurden aus der Kirche sämtliche sakralen und sonstige Gegenstände weggeschafft und die Kirche als Strohlager oder Stallung benutzt. Im März 1965 wurde sie dann gesprengt und dem Erdboden gleich gemacht.

Als erster katholischer Pfarrer wird Georg Tau in der Gerneinde-Chronik genannt. Das geistliche Leben in der Gemeinde wurde unter Pfarrer Nügl, Fischer und Dousa sehr belebt, so daß aus der Gemeinde in der Zeit von 1914 – 1939 fünf Geistliche hervorgingen.

Die angeführten Angaben über die Entstehung von Eisendorf sind den Forschungsarbeiten von Studienprofessor Josef Schwarzmeier aus Eisendorf entnommen.

Die im Jahre 1891 erbaute vierklassige Volksschule wurde 1893 eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben. Zeitweilig war die Schule stark überbelegt, sodaß eine fünfte Klasse im Hause des Fabrikanten Wild aus Weißensulz (Nähschule) gemietet und eingerichtet werden mußte. 1893 wurde auch eine Schulexpositur in Franzelhütte Ruhstein errichtet. Auch mit dem Schulbau in Walddorf wurde in diesem Jahr begonnen, welches eine selbständige Schule bekam. Bisher war die Schule dort in einer Försterwohnung untergebracht. In den letzten Jahren des zweiten Weltkrieges war ein geregelter Unterricht nicht möglich, da die jüngeren Lehrer zum Kriegsdienst einberufen waren.

Im Herbst 1926 wurde mit dem Bau einer tschechischen Schule begonnen, in welche sich 1 tschechisches, 3 Kinder deutsch-tschechischer Eltern, sowie einige deutsche Kinder einschreiben ließen.

Der Kindergarten (Vinzentinum) wurde am 5. Juli 1925 eingeweiht. Den Bau ermöglichte Peter Siegler Nr. 65, da er sein Anwesen zur Verfügung stellte und zum Unterhalt der Schwestern beitrug. Herr Baron Kotz aus Heiligenkreuz kam für den Bau auf.

Den Kindergarten leiteten die Ehrw. Schwestern des hl. Vinzenz von Paul, welche hier auch eine Krankenstation eingerichtet hatten. Pfarrer Emil Dousa führte dort alljährlich in der Fastenzeit Exerzitien durch. Seine Erfolge in der geistigen Erziehung brachten ihm viele Anerkennungen ein. Er wurde Dechant, bischöflicher Notar und Monsignore.

Peter Siegler hat für die Gemeinde auf religiösem Gebiet viel geleistet.

Er war Gemeindegedenkbuchführer und Heimatforscher. Ihm verdanken wir vieles, was wir über Eisendorf wissen. Am 29. Juli 1931 wurde er mit dem ihm vom Papst Pius XI. verliehenen Orden „Pro Ecclesia et Pontifice“ ausgezeichnet.

Die Bewohner waren größtenteils Landwirte und Arbeiter sowie Handwerker und Gewerbetreibende.

Die Mehrzahl der Arbeiter waren im Wald und am Dianaberger Sägewerk beschäftigt. Ein Teil – vorwiegend Maurer – fand auch auswärts Arbeit. Durch die vom Spitzenfabrikanten Ferdinand Wild aus Weißensulz eingeführte Weißnäherei (Toledoarbeiten) verdienten viele Frauen und Mädchen ihren Lebensunterhalt. Manche Arbeiterfamilie brachte es durch Fleiß und Sparsamkeit zu einem eigenen Heim.

Die Landwirte erhielten ihr Einkommen vorwiegend aus der Viehzucht und Milchwirtschaft. Da fast die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzflächen aus Wiesen bestand und der Getreidebau nicht so ertragreich war wie im Inneren des Landes, legte man mehr Wert auf Zuchtviehhaltung.

So wurde 1894 ein landwirtschaftlicher Verein gegründet und 1895 eine Zuchtstation für Simmertaler Reinzucht errichtet. Es wurden Zuchtbullen in der Schweiz und Kalbinnen in Meßkirch (Südbaden) angekauft. 1910 wurde eine Jungviehweide errichtet – die erste in der ganzen Umgebung. Diese wurde vom damaligen Ackerbauminister und mehreren Beamten des Landeskulturrates besichtigt. Das Vieh, insbesondere Zuchtbullen, konnte zu guten Preisen abgesetzt werden, was vielen Landwirten zu Wohlstand verhalf.

An Gewerbetreibenden waren ansässig: 6 Gastwirtschaften mit zwei Tanzsälen, 5 Gemischtwaren-geschäfte, 2 Textil- und Kurzwarengeschäfte, 2 Walzenmühlen, 2 Schuhmacher, 2 Herrenschneider, 1 Damenschneiderin, 2 Wagner, 3 Huf- und Wagenschmiede, 2 Bau- und Möbeltischler, 1 Sattler, 1 Friseur, 1 Uhrmacher. Eine Krankenschwester und 1 Hebamme befanden sich im Ort.

Am 1. Januar 1872 wurde ein Postamt errichtet, welches am 15. Juli 1898 zum Post- und Telegrafenamt erweitert wurde. Das hier befindliche Grenzzollamt wurde 1916 in dem 1914 erbauten stattlichen Zollamtsgebäude untergebracht. Dieses hatte außer den Amtsräumen einige Wohnungen für Grenzaufseher. Im Jahre 1882 wurde ein k. k. Gendarmerieposten errichtet.

An Vereinen und Genossenschaften gab es einen freiwilligen Feuerwehrverein. Dieser wurde 1872 gegründet. Außer den drei vorhandenen Handdruckspritzen wurde 1939 eine Motorspritze angeschafft. Die Fahnenweihe fand am 13. Juni 1895 statt. Am 18. August 1895 wurde ein Militär-Veteranenverein gegründet, welcher damals 42 Mitglieder zählte. Die Fahne wurde am 14. Mai 1899 eingeweiht. Der Spar- und Darlehensverein (Raiffeisenkasse) wurde am 1. 10. 1897 ins Leben gerufen. Im Jahre 1908 wurde eine Weidegenossenschaft gegründet. Nach Einzäunung und Bau einer Stallung erfolgte am 28. Mai 1910 der erste Auftrieb von Jungvieh. Der kath. Burschenverein wurde 1908 gegründet. Dieser entfaltete eine rege Tätigkeit durch Theateraufführungen und Abendschulungen. Am 8. Februar 1925 wurde eine Elektrizitätsgenossenschaft gegründet. Nach dem Bau der elektrischen Hochspannungsleitung, welche von Weißensulz über Schmolau nach Eisendorf führte und nach Erstellung des Ortsnetzes sowie des Transformators wurde am 2. August 1927 die Anlage unter Strom gesetzt.

Außer den in der Chronik aufgeführetn Vereinen bestanden:

Eine Ortsgruppe des deutschen Kulturverbandes wurde nach dem 1. Weltkrieg gegründet. Nach diesem Krieg wurde ein Musik- und Gesangsverein gegründet, welcher unter Leitung von Karl und Wilhelm Dimpl durch Konzerte und Theateraufführungen (Operetten) sich rege betätigte. Ferner bestand eine Ortsgruppe des Böhmerwaldbundes sowie eine Rinderviehzuchtgenossenschaft.

Am 19. Mai 1929 hat Wilhelm Dimpl Nr. 63 mit dem von ihm angekauften Autobus, zu welchem er die Konzession zur Beförderung von Personen von Eisendorf über Weißensulz – Waier nach Ronsperg erhielt, zum erstenmal diese Strecke befahren.

Nach dem ersten Weltkrieg entwickelte sich Eisendorf immer mehr zu einer Sommerfrische, wozu der damalige Lehrer Dimpl durch Gründung eines Verkehrsvereins viel beitrug. Der nahe Wald und die gute Badegelegenheit in dem ca. 8 ha großen Teich in Ortsnähe boten reiche Erholungsmöglichkeiten. Karl Dimpl, welcher diesen Teich in Pacht hatte, ließ Badekabinen errichten und schaffte Kähne an, sodaß auch Kahnfahrten möglich waren. So erhöhte sich die Zahl der Sommergäste von Jahr zu Jahr.

Für die Gefallenen des 1. Weltkrieges wurde 1935 ein Kriegerdenkmal nach einem Entwurf von Hauptmann i. R. Wilhelm Steinbeck errichtet und am 21. Juli desselben Jahres eingeweiht.

Der Landwirt Johann Siegler ließ 1906 ein 4 m hohes, in Balkenform gegossenes Eisenkreuz auf seinem Grundstück am Steinock errichten. Alljährlich wurde dort am Erntedankfest eine Andacht verrichtet.

Am 15. Juli 1898 wurde Eisendorf von einer großen Brandkatastrophe heimgesucht. Durch den damals herrschenden Sturm und die große Trockenheit standen innerhalb einer Viertelstunde 58 Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude, sowie das Dach der Kirche in Flammen. 115 Familien mit ca. 600 Personen waren obdachlos.

Aus jüngster Vergangenheit.

Am 9. Januar 1919 marschierten 60 tschechische Legionäre als Grenzbesatzung in Eisendorf ein.

Am 18. Mai 1938 besetzten tschechische Freiwillige unter Führung der Gendarmerie den in der Nähe des Ortes gelegenen Steinock und den Ruhsteiner-Berg und errichteten dort Maschinengewehrstellungen.

Das aus geflüchteten Landsleuten in Tillyschanz aufgestellte Freicorps unternahm am 29. September 1938 den ersten Angriff auf Eisendorf. Die Tschechen mußten flüchten. Auf beiden Seiten gab es je einen Toten. Am 4. Oktober desselben Jahres zog die deutsche Wehrmacht in Eisendorf ein. Der Durchmarsch dauerte bis gegen Abend.

Am 25. April 1945 besetzten amerikanische Truppen Eisendorf.

Die Vertreibung der Deutschen von Eisendorf erfolgte in drei Gruppen, und zwar am 20. Juli, am 7. August und am 19. August 1946.

R. Forster, K. Ziegler