Hochsemlowitz

Hochsemlowitz [Semněvice]

Das alte Pfarrdorf Hochsemlowitz, mundartlich kurz „Semlowitz“ genannt, lag 9 km nördlich von Bischofteinitz an der nach Kladrau und Mies weiterführenden Straße Nr. 352, südlich des 522 m hohen Baschetzen und westlich des 492 rn hohen Kuckelberges.

Der Ort taucht erstmals im Geschichtswerk von Sedlacek im Jahre 1264 als Sempneywitz auf. In diesem Werk heißt es u. a., daß im Kirchenwald nahe Sempneywitz bestimmte Orte als „Schlössel“, „Schloßbrunnen“ und „Schloßwiese“ bezeichnet werden, ferner, daß dort einst eine Feste stand. Als erster Besitzer wird Peter von Semlowitz genannt. Eine spätere Besitzerin dieses „Schlössel“‘ war eine gewisse „Lucia“, die Wald, Felder und Wiesen der Semlowitzer Kirche vererbte, damit dort ein der hl. Lucia geweihter Altar errichtet und jährlich am 13. Dezember ein Amt gelesen und eine Predigt gehalten werde. Soweit die Sage, die aufgrund des tatsächlich immer am 13.Dezember gesungenen Amtes für die Richtigkeit sprechen könnte, wie schon Sommer schließt. Auf der Epistelseite des St.-Lucia-Altares in der Hochsemlowitzer Pfarrkirche befindet sich auf einem Stein eine lateinische Inschrift, die zu deutsch lautet:

„Bleibe stehen, Wanderer! Eitel stolzierst du, der du auch sterben und zu Staub und Asche werden wirst, wie hier die hochwohlgeborene Frau Anna Maria von Werner. Sie starb, 72 Jahre alt, am 9. Mai 1749 und ruhet im Herrn. Bitte für sie um ewige Ruhe!“

Wann und von wem die Semlowitzer Kirche erbaut wurde, ist urkundlich nicht bekannt.

Aus Sedlaceks Geschichte ist lediglich ersichtlich, daß sie bereits im 13. Jahrhundert stand. Ob die heutige Kirche noch dieselbe ist, oder ob sie umgebaut oder ganz neu erbaut wurde, steht ebenfalls nicht fest. Jedenfalls wird schon 1384 eine Pfarrkirche in Hochsemlowitz erwähnt, und über der Einfahrt in den Pfarrhof soll die Jahreszahl 1339 angebracht gewesen sein.

Im 14. Jahrhundert gehörte die Kirche zum Kapitel St. Apollinaris nach Prag. 1356 starb Pfarrer Heinrich in Semlowitz. Ein Pfarrer namens Wenzel von Muttersdorf stand von 1428-1435 in Hochsemlowitz. Dann schweigen die Quellen 200 Jahre lang, wohl bedingt durch die Hussitenkriege, den Protestantismus und Dreißigjährigen Krieg. Erst um 1640 tauchen mit den Matrikeln wieder Pfarrersnamen auf.

Wie Dr. Hönigschmid aus Prag 1934 mitteilte, stammten die Barockmalereien der jetzigen Kirche aus dem Jahre 1748. Von den weiteren Seelsorgern dürfte H. H. Pfarrer Josef Maraß, ein gebürtiger Bischofteinitzer, wohl der markanteste gewesen sein. Als k. k. Bezirksschulinspektor für die deutschen Schulen im Bischofteinitzer und Tauser Bezirk wirkte der Unermüdliche ebenso, wie er immer und überall für sein Deutschtum eintrat. Seine Verdienste wurden anläßlich seines 50jährigen Priesterjubiläums am 8. August 1894 durch die Ernennung zum erzbischöflichen Konsistorialrat und Notar sowie zum bischöflichen Bezirksvikär und Personaldechanten und die Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes mit Krone anerkannt. 1898 wurde er zum Ehrendomherrn des Kathedralkapitels in Budweis ernannt. Ihm folgte Pfarrer Randa, der 1933 zum Ehrenbürger ernannt wurde. Sein Nachfolger Thonabauer wurde 1941 wegen „Feindsenderhören und parteifeindlicher Gesinnung“ verhaftet, kam 1945 zurück, bewarb sich um die tschechische Staatsbürgerschaft und starb 1960 in Hochsemlowitz.

Die Kirchenglocken fielen sowohl dem ersten Weltkrieg wie auch dem zweiten (nach der Neuanschaffung 1922) zum Opfer. Zum Pfarrhof gehörte auch eine Landwirtschaft, die größtenteils ein Opfer der Bodenreforrn nach dem ersten Weltkrieg wurde. Zum Kirchspiel Hochsemlowitz, dessen Kirchenpatron der hl. Georg war, gehörten außer dem Ort noch Wassertrompeten, Großmallowa, Meßhals und Potzowitz, deren Tote auch auf dem Hochsemlowitzer Friedhof ihre letzte Ruhestätte fanden.

Blenden wir nun wieder etwas in die ältere Vergangenheit zurück, so stellen wir fest, daß Hochsemlowitz im Jahre 1587 zur Herrschaft Bischofteinitz gehörte und 19 Höfe besaß. Die Hofnamen Kral, Wondra, Selak, Guldan und Christof wurden schon damals genannt, ebenso ist eine Schenke angeführt und daß die Hochsemlowitzer mit den Großmallowarern an den Peterntagen der Herrschaft zu zinsen hatten. Ferner wird das zwischen Hochsemlowitz und Großmallowa gelegene, nun aber öde Hrabeschitz (zu deutsch Grafendorf, mundartlich Ranwaschitz) im Urbar von 1587 erwähnt, und Dr. Karl Stich vermutet, daß es sich hier um den Ort bei dem einstigen „Schlössel“ handelt, mit welchem derselbe vielleicht in den Hussitenkriegen zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde.

1789 zählte Hochsemlowitz 25 Nummern, 1839 28 Häuser mit 176 deutschen Einwohnern, 1903 31 Häuser mit 233 Einwohnern, und 1939 hatte es 42 Häuser mit 226 Einwohnern. Das Flächenausmaß der Gemeinde beträgt 1937 insgesamt 765,20 ha und verteilt sich auf 370,98 ha Felder, 103,18 ha Wiesen, 33 ha Weiden, 233,60 ha Wald, 2,60 a Gärten. Außer 2 Gasthäusern gab es 1 Kaufladen, 2 Schmiede, 1 Tischler wie auch weitere Handwerker in dem meist bäuerlichen Ort.

Die Freiwillige Feuerwehr Hochsemlowitz war eine der ältesten im Kreis. Schon 1897 erfolgte die Weihe einer Feuerwehrspritze.

Die erste Schule – eine Pfarrschule – befand sich zuerst im Haus Nr. 2, später im Haus Nr. 21. 1883 wurde eine einklassige Schule gebaut, die 1933 größtenteils abgerissen und durch ein neues Schulgebäude mit 2 Klassen, 2 Kabinetten, 1 Konferenzzimmer und 2 Lehrerwohnungen ersetzt wurde.

Eingeschult war Potzowitz, früher auch Meßhals. Letzter Schulleiter war bis zum Kriegsausbruch Oberlehrer Rudolf Womes. Aufgrund der zentralen Lage des Ortes und der finanziell gutgestellten Gemeinde trug man sich auch mit dem Gedanken, eine Bürgerschule in Hochsemlowitz zu bauen, was der Krieg verhinderte.

Um die Jahrhundertwende kam auch eine Station mit 3-4 Staatshengsten nach Hochsemlowitz, welche bis 1915 bei ihm in Privatstation waren. Von 1915-1919 wurde die Station vom Hengstdepot Taus mit 4 Hengsten und Militärpersonal betrieben. 1920 kam die Station wieder in Privatbesitz des Georg Christof (Nr. 25), wo sie bis 1945 blieb. Durch die Hengststation wurde die Pferdezucht im Ort wie auch in der ganzen Umgebung auf eine sehr beachtliche Höhe gebracht.

Weiters befand sich eine Gendarmeriestation im Dorf; von 1865-1930 auch eine Ziegelei (zwar auf Potzowitzer Grund), die dann von Fürst Trauttmansdorff wegen Unrentabilität geschlossen wurde.

1903 wurde das Postamt errichtet. Von ihm wurden auch Meßhals, Mukowa, Döllitschen, Gibian, Großmallowa, Wassertrompeten, Nemlowitz, Tscharlowitz, Schlewitz, Potzowitz, Webrowa, Neuhof, Kschakau und Mirschikau betreut. Im Zuge der Tschechisierung nach dem ersten Weltkrieg sollten Post und Gendarmeriestation nach Mirschikau verlegt werden, weil sich dort eine tschechische Minderheitsschule befand, was jedoch vereitelt werden konnte. Der 1929 erfolgten Elektrifizierung sollte 1930 ein Telefonnetz für die ganze Umgebung angefügt werden, was durch die betreffenden Dörfer abgelehnt wurde.

Für die 12 Gefallenen des ersten Weltkrieges wurde 1921 ein Kriegerdenkrnal errichtet. Im zweiten Weltkrieg blieben 8 Mann.

Josef Bernklau unter Mitarbeit von Georg Steinbach und Josef Prokosch