Hostau

Hostau [Hostouň]

Die Bezirksstadt Hostau befand sich auf halbem Wege zwischen der Kreisstadt Bischofteinitz und der bayerischen Grenze bei Eisendorf, am Fuße des 527 m hohen Althütten-Berges, lag in einer Höhe von 448 m am Altbache und bestand 1938 aus 205 Häusern mit 1200 Einwohnern, durchwegs Katholiken. Der Ort hatte in seiner Hauptausdehnung eine WNW-Richtung, leicht nach Westen ansteigend. Zwei Kilometer in nordwestlicher Richtung befand sich der Schwarze Berg (591 in), von dessen Gipfel man einen wunderbaren Ausblick in das Radbusatal, auf die Sieben Berge und in nördlicher Richtung auf den Pfraumberg (847 m) hatte.

Hostau war 1913 der Sitz eines Bezirksgerichtes, eines Steueramtes, eines Finanzwachkommissariates (ab 1918 Gefälls-Kontrollamt, ab 1938 Zollaufsichtssteuer-Stelle), der Bezirksvertretung, eines Notariates (seit 1862) und eines Arztes, hatte eine Schuh- und Verpflegungsstation, eine Apotheke, später kam eine Drogerie hinzu, ein Post- und Telegraphenamt, einen Gendarmerieposten, ein Bräuhaus, eine modern eingerichtete Dampfziegelei und ab 1914 ein Gestüt. In den zwanziger Jahren kamen noch ein Lagerhaus und ein Dampfsäge- und Hobelwerk hinzu. Hostau war eine Eisenbahnstation der Lokalbahn Plan-Taus. Straßenverkehrsmäßig lag der Ort 1 km abseits der Bezirksstraße Bischofteinitz-Eisendorf, an der Bezirksstraße Hostau-Ronsperg-Taus und der Anschlußstraße nach Schwarzach (bayerische Grenze).

Hier befand sich weiter ein fürstliches Schloß, welches früher ein Wasserschloß war. Es hatte die Form eines rechten Winkels und diente als Jagdschloß. Später war es der Witwensitz der Fürstin Anna von Trauttmansdorff. Es war mit einer Parkanlage umgeben, in der sich auch ein Teich befand. Zum Schlosse gehörte ein Meierhof. Wegen des Kriegsausbruches 1914 wurde ein in Galizien befindliches Gestüt nach Hostau verlegt. Schloß und Meierhof mit den Meierhöfen Zwirschen, Hassatitz und Taschlowitz wurden vom Staat gepachtet und in ein Gestüt (Remonte-Amt) umgewandelt. Die ganze Anlage, einschließlich der Hutweiden, wurde im Zuge der Enteignung im Jahre 1918 vom tschechoslowakischen Staate übernommen und zu einem Militärgestüt umgewandelt. Im Schlosse und in seinen Nebengebäuden befanden sich die Verwaltung des Gestütes und Wohnungen für die Bediensteten.

Die ehemals sehr ansehnliche Leinenhandweberei auf gewöhnlichen Handstühlen war ebenso wie die weit verbreitete Bandweberei durch erschwerten Absatz in die Länder des deutschen Zollvereins eingegangen.

Die Töpferei wurde Liebscher zufolge stark betrieben und lieferte gute Kochgeschirre, welche nicht nur in Bayern, sondern auch in Tirol, Salzburg und Württemberg Absatz fanden.

Haupterwerbszweig war die Landwirtschaft. Vereinzelt wurden auch Bienen gezüchtet.

Die Kirche zum hl. Jakob d. Ä. wurde als Pfarrkirche bereits 1384 genannt. Am 16. März 1805 wurde die Pfarrei zur Dechantei erhoben.

Während der Religionsunruhen war Hostau auch der protestantischen Lehre zugetan. Unter den nach der Schlacht auf dem Weißen Berge exilierten lutherischen Pfarrern wurde Christoph Flaxius angeführt, welcher später Pastor in Teichwolframsdorf in Sachsen war.

Die Kirche wurde 1731 renoviert und enthält drei Altäre. Das Bild auf dem Altare der Schmerzhaften Muttergottes war ein Gnadenbild.

Nach den in der Hostauer Dechantei befindlichen Aufzeichnungen dürften wenigstens 200 Fälle angeführt sein, in denen Kranke und Bresthafte aller Art wie Blinde, Lahme, Taube und mit Fallsucht behaftete von nah und fern ihre Zuflucht zur Schmerzhaften Muttergottes nahmen und hier ihre Gesundheit wieder erlangten.

Nachdem das erzbischöfliche Konsistorium in Prag von den vielen Gnaden und Wohltaten Kenntnis erhalten hatte, bewilligte es auf die Bitte des Hostauer Seelsorgers Peter Aulik und des Stadtrates die Übertragung des Gnadenbildes, welches von der Familie Wartha der Kirche geschenkt worden war, aus einer Kapelle in die Stadtkirche in Hostau. Diese Übertragung geschah 1729 in der feierlichsten Weise. Graf Norbert von Trauttmansdorff selbst traf Vorbereitungen zu dieser Feierlichkeit und lud seine sämtlichen Beamten und Untertanen dazu ein. Der Graf nahm auch persönlich an der Prozession teil aus Dankbarkeit für die Wiedergenesung seines Sohnes. Eine überaus große Volksmenge, der Stadtrat von Hostau, sämtliche Zünfte und Genossenschaften zogen mit ihren Fahnen unter Führung des Stadtpfarrers aus der Stadt zur Gnadenkapelle. Nach Verrichtung von Gebeten wurde das Gnadenbild unter feierlichem Glockengeläute in die Jakobskirche übertragen, wo es am rechten Seitenaltare zur öffentlichen Verehrung aufgestellt wurde.

Der Papst schenkte der Kirche das Bild der hl. Katharina, welches jedoch während des verheerenden Brandes am 19. August 1877, dem die Dekanatskirche zum Opfer fiel, vernichtet wurde. Doch wurde das oben erwähnte Gnadenbild gerettet.

Die Kirche ist mit Fresken verziert und ist eine der schönsten in der Umgebung. Die drei Glocken auf dem Turme enthalten die Jahreszahlen 1453, 1516 und 1562 (nach Sommer: 1483,1536 und 1562). Zur Dechantei waren 1839 außer Hostau die Dörfer Grarnatin, Mirkowitz und Zwirschen nebst der Einschicht Neuhütte eingepfarrt.

Der Friedhof am südlichen Ende der Stadt wurde 1826 hergestellt. Darin stand eine Meßkapelle zu Mariä Himmelfahrt, welche laut einer Aufschrift im Jahre 1663 Susanna Kleinschmidt, hinterlassene Witwe des Bürgers und Ratsverwandten Hanns Kleinschmidt, errichten ließ.

In der Nähe der Mariä-Himmelfahrts-Kapelle stand die Meßkapelle Corporis Christi. Diese wurde 1634 von der Gräfin Kordula von Chudenitz erbaut und vom Weihbischof Simon Brosius eingeweiht, wegen Baufälligkeit aber 1802 abgetragen.

Das Städtische Spital, welches 1839 den vorhandenen Rechnungen zufolge schon im Jahre 1728 bestand, 1880 aber neu reguliert worden ist, hatte ein eigenes Gebäude.

In der Ratskanzlei wurden in dem Postamente eines Kruzifixes der Sage nach zwei Finger aufbewahrt. Als vor langer Zeit ein Untertan der Herrschaft Heiligenkreuz auf der hiesigen Ratsstube einen falschen Eid abgelegt hatte, sollen ihm diese zwei Finger in Gegenwart der Anwesenden plötzlich von der Hand abgefallen sein.

Hostau war der Geburtsort von Martin Syra, des 36. Abtes des Klosters Kladrau, wo er am 2. Juni 1611 starb.

Das Schulgebäude wurde nach dem Brande im Jahre 1877, bei welchem das frühere vernichtet wurde, aufgebaut. Die Schule war 1913 vierklassig (1 Parallele, Kinderzahl: 256). Eingeschult waren damals: Hostau, Zwirschen, Mirkowitz (Expositur) und Horouschen.

Die Hostauer hatten das Recht zur Abhaltung eines Jahrmarktes am Tag des hl. Jakob (25. Juli). Kaiser Rudolf II. bewilligte 1587 noch zwei Jahrmärkte und einen Pferdemarkt. Der eine der Jahrmärkte war auf den Mittwoch nach Simon und Juda, der andere auf den Mittwoch nach dem Fastensonntag Reminiscere („auf acht aufeinander folgende Tage“), der Pferdemarkt schließlich auf den Mittwoch nach dem Sonntag Invocavit festgesetzt.

Was die Jahrmärkte betrifft, welche den Hostauern bewilligt wurden, „darf niemand von seiner Herrschaft Hostau und Zwirschen seine Waren (Ladung) in andere Städte als nach Hostau zum Verkaufe bringen. Sollte dies dennoch jemand tun und mit Getreide, Butter, Käse, Rind u. a. nicht zum Hostauer Markte kommen, so sind die Hostauer befugt, den Betreffenden in die Stadt zu treiben, ihm seine Ladung abzunehmen und zum Wohle der Einwohnerschafi zu verwenden. Pferde und Wagen sind auf das Schloß zu bringen. Das Standgeld können die Hostauer zum allgemeinen Wohle verwenden.“

Zur ältesten Geschichte ist zu berichten, daß in der Nähe geöffnete Hügelgräber Bronzegegenstände, Waffen, Armbänder und Aschenurnen enthielten.

Hostau hat seinen Namen nicht von Dobrohost, noch weniger von „Au“, sondern von Hostun, einem Wladyken, welcher den Ort 1228 gründete und sich Gumpert von Hostau nannte. Sein Sohn Pawlik stellte in diesem Jahre im Vereine mit Prothus und Zdenek von Hostau bei der Kirche zu Hostau einen Priester an. Die letzte Erwähnung von ihm geschieht 1364. Vormünder seiner Kinder waren Peter und Johann von Rosenberg, welche in Hostau 1378 einen neuen Pfarrer anstellten. 1379 erscheint Raczek als Herr von Hostau Muttersdorf und der Dörfer Ostrow, Gramatin, Horouschen und Hassatitz und wird 1406-1407 als Patron der Muttersdorfer Kirche erwähnt. Dieses Geschlecht erscheint bei Beginn der Hussitenkriege nicht mehr. Ein Zweig erbaute das nahe Ronsperg und blühte noch im 17. Jahrhundert.

Sodann gelangte das Geschlecht der Wolffsteine zur Herrschaft über Hostau. Diese saßen auf der Burg Wolffstein, deren Trümrner noch heute auf dem Wolfsberge bei Tschernoschin sichtbar sind.

Tiburz von Wolffstein (in der Urkunde heißt es „Ctibor z Olsteina“) stellte als Herr von Hostau 1423 bei der Kirche und 1424 beim Altare der hl. Katharina Priester an und war ein treuer Anhänger Kaiser Sigmunds und der katholischen Kirche. Im Jahre 1428 trat er dem zwischen den katholischen Edelleuten und den Tausern geschlossenen Waffenstillstande bei, bekämpfte tapfer den hussitischen Burggrafen von Taus und wurde nach Herstellung der Ordnung im Lande 1437 in das kgl. Landrecht einberufen. Er war an diesem Tage zu Wien anwesend und wurde anläßlich des Friedensschlusses, welcher am 20. April 1444 durch die Hauptleute des Pilsner Kreises Hans von Kolowrat und Burian von Guttenstein zwischen Prschibik von Klenau und den Klattauern vermittelt wurde, zur Schlichtung dieser Angelegenheit gewählt. Er war auch Besitzer der Burg Hirschstein, welche er 1437 an Zdenko Drschtka und Zdenko Kolvin von Ronsperg gegen die Dörfer Tuschkau und Untermedelzen vertauscht hatte.

Tiburz erteilte den Hostauern das Recht, ihr bewegliches und unbewegliches Gut nach Willkür zu verschenken, zu verkaufen oder zu vererben. Stirbt jemand ohne Nachkommen und Testament, so soll sein Vermögen auf seine nächsten Verwandten übergehen. Auch steht den Bürgern das Recht zu, die Stadt zu verlassen und sich anderswo anzusiedeln; doch muß jeder sein Gut vorerst mit einem rechtschaffenen Menschen, welcher der Obrigkeit gefällt, besetzen, damit derselben die Zinsen nicht entgehen. Tiburz starb im Jahre 1456.

Diese Freiheiten bestätigte Prothus Czernin von Chudenitz 1456 am Dienstage nach Allerheiligen. Tiburzens Sohn, der ebenfalls Tiburz hieß, und im Besitze von Hostau und Triebel war, stand in Kriegsdiensten des Herzogs von Bayern als Rottmeister und starb 1497 ohne Nachkommen. Er war der letzte aus dem Geschlechte der Wolffsteine. Das Wappen dieses Adelsgeschlechtes war ein Wolf in rotem Felde.

Tiburz wurde später (1485 bis 1486) als Besitzer des kgl. Landrechtes aus dem Ritterstande genannt. Er starb 1497 ohne Nachkommen. Nach Tiburz Wolffsteins Tode kam die Herrschaft Hostau an Heinrich Kolowrat Krakowsky. Dieser bestätigte den Hostauern die ihnen von Tiburz von Wolffstein verliehenen Rechte. Da aber auch seine Robotleute vor ihm erschienen, wie die Müller, und ihn baten, ihnen dieselben Freiheiten zu gewähren wie den anderen, so willfahrte er ihren Bitten. Die diesbezügliche Urkunde wurde ausgestellt 1497, am Montag vor dem Tage des hl. Laurenz.

Nach ihm erhielt Hostau und die Hälfte von Zwirschen Christoph Guttenstein, welcher mit Johann von Rabstein tauschte. Letzterer erhielt die Burg, den Hof und die Stadt Hostau, Gramatin, Schilligkau, Hassatitz, Mirkowitz, Holubschen, Roudnitz und das öde Dorf Czernahora, die öde Burg Zwirschen, den halben Hof und die Hälfte des Dorfes Obora (?).

Johann Rabstein bestätigte den Hostauern die ihnen von Tiburz von Wolffstein und Heinrich von Kolowrat verliehenen Rechte, auch den Müllern. Ohne gebeten zu sein, erwies er am Diesntag vor Mariä Geburt 1513 den Hostauern für die ihm bewiesene Treue und die Achtung, welche sie dem Alter entgegenbringen, noch die Gnade, daß jeder gebürtige Hostauer, der das 70. Lebensjahr erreicht hatte, männlich oder weiblich, von allen Giebigkeiten und Robotleistungen bis zu seinem Tode befreit sein soll. Sollte jemand seine Jugendzeit anderswo zugebracht haben, im Alter aber nach Hostau zurückkehren und hier ein Anwesen erwerben, soll auch ein solcher dieser Gnade teilhaftig werden; doch muß er sein Alter dem Bürgermeister und dem Rate der Stadt wahrheitsgemäß angeben.

Vom benachbarten Gute Taschlowitz kaufte Rabstein Wittana und Haschowa mit den halben Abgaben, die zur Kirche in Schüttarschen geleistet werden mußten.

In der Urkunde vom Jahre 1539, ausgestellt am Mittwoch vor dem hl. Florian, befreite er die Hostauer von allen Abgaben, die auf dem Rathause lasten, mit Ausnahme der Abgaben für das Brauen von Weißbier.

In seinem hohen Alter übergab er seine Güter seinen Söhnen Wenzel und Adalbert von Rabstein. Als er zwischen 1540 und 1541 starb, teilten sich seine Söhne in die Güter. Wenzel erhielt die Hälfte von Zwirschen, die andere Hälfte kaufte er, ferner das halbe Städtchen Hostau, Holubschen und Dobraken, die öden Dörfer Roudnitz und Tschischov mit den Giebigkeiten nach Schüttarschen. Seine Gemahlin war Anna von Schwanberg. Er starb 1552.

Als die Brüder Wenzel und Adalbert von Rabstein die Stadt Hostau gemeinschaftlich besaßen, bestätigten sie den Hostauern 1544 die ihnen früher erteilten Rechte Mittwoch nach dem Palmsonntage.

Der Vetter Adalberts, Moritz Schlick von Holitsch, erbte die Güter unter der Bedingung, daß er nach seinem Tode alle diese Güter an die Erben des Bruders Adalberts abtrete. Dies geschah auch nach dem 1578 erfolgten Tode des Moritz Schlick. Der andere Bruder Adalberts erhielt bei der Teilung die andere Hälfte von Hostau mit der Burg. Adalbert war mit Anastasia von Guttenstein vermählt und hatte zwei Söhne: Johann und Wenzel, außerdem zwei Töchter. Die bei ihm wohnende ledige Schwester seiner Gemahlin, Marianne, vermachte ihm den ihr zukommenden Teil von Petersburg. Nach dem Tode ihres Vaters erschienen Johann und Wolf als Herren von Hostau. Sie werden noch 1571 erwähnt.

Nach der Teilung erhielt Wolf die Burg und den Hof Hostau, das halbe Städtchen, die Dörfer Gramatin, Schilligkau, Wittana, Haschowa und Schüttarschen, ferner von der Petersburger Herrschaft den vierten Teil von Jechnitz und Teile von drei Dörfern. Johann besaß jedenfalls die andere Hälfte von Hostau. Er starb 1580. Die Herrschaft Hostau samt Zwirschen erbten die Schwestern Barbara Svitakow und Anna Guttenstein zu Rabenstein. Barbara erhielt bei der Teilung Petersburg, Anna Hostau mit Zwirschen und starb vor 1586, nachdem sie ihre Anrechte auf ihren Gemahl, auf Georg von Guttenstein, übertragen hatte.

Dieser bestätigte den Hostauern die früher erworbenen Privilegien, welche in die Landtafel eingetragen wurden.

Auf seine Fürbitte wurde Hostau 1587 von Rudolf II. zur Stadt erhoben und erhielt ein Wappen. Dessen Gestalt weicht in der Beschreibung von der durch Sommer 1839 wiedergegebenen Form geringfügig ab.

Kaiser Rudolf erteilte der Stadt ferner das Recht, mit rotem Wachse zu siegeln. Er gestattete auch, daß Handwerker sich in der Stadt ansiedeln und ihr Gewerbe betreiben; gegeben in Prag am Samstage nach dem Fastensonntage Invocavit 1557. Im Jahre 1587 bestätigte Rudolf II. auf dem Prager Schlosse das Privilegium von Ctibor Wolffstein vom Jahre 1456, von Heinrich Kolowrat vom Jahre 1497, von Johann von Rabstein vom Jahre 1513 und 1539, von Wenzel und Adalbert von Rabstein vom Jahre 1544 und von Georg von Guttenstein vom Jahre 1587.

Georg Guttenstein erteilte den Hostauern aus freiem Willen das Recht, für das Amt eines Ratsherrn einen Böhmen (Tschechen) einzusetzen, dann Beschwerden und Urteile in böhmischer Sprache zu verfassen. Deutsche Beschwerden sollen nicht eingebracht, deutsche Urteile nicht gefällt werden. Bürgermeister und Rat werden in der Urkunde berechtigt, eine ihnen als geeignet scheinende Person für das Amt eines Richters zu wählen. Der Rat hatte das Recht, Leute aus der Stadt zu entlassen und rechtschaffene Menschen, die in der Stadt ein Gewerbe betreiben wollen, in dieselbe aufzunehmen. Jeder Bürger hatte das Recht, Gerstenbier zu brauen, wenn die Reihe an ihn kam. Von jedem Gebräu waren ein Schock meißn. und sechs Eimer Treber zu entrichten. Sollte jemand ohne Erben sterben, so fiel sein Vermögen nicht dem Gutsherrn, sondern der Gemeinde zu. Die Bewohner konnten ihre Güter auch Leuten verkaufen, welche nicht in der Stadt wohnten.

In Berücksichtigung der Armut der Untertanen bestimmt er in dieser Urkunde, daß sie von allen Robotleistungen mit der Hand oder mit Pferden befreit sein sollten, mit Ausnahme der Erntezeit und der altherkömmlichen Abgaben, welche in den Registern verzeichnet waren.

Die Hutweiden dürften den Hostauern weder von der Obrigkeit noch von den späteren Grundherren entzogen werden. Schließlich gestattete er, daß die Rechte in die Landtafel eingetragen werden.

Zu dieser Zeit wanderten viele Deutsche aus den Dörfern von Pfraumberg u. a. nach Hostau und in die Dörfer der Umgebung. Die deutsche Sprache verbreitete sich trotz der Bemühungen des Grundherrn, die böhmische Sprache nicht verdrängen zu lassen.

Georg von Guttenstein starb 1598 und hinterließ Hostau und Zwirschen seinem Vetter Heinrich Laurenz von Guttenstein, welcher 1599 Zetschin dazukaufte und mit Sibylle Schlick vermählt war. Rudolf II. bestätigte am Donnerstage nach Martini des Jahres 1601 die Privilegien der Stadt Hostau.

Heinrich Laurenz Graf von Guttenstein war zur Zeit des Aufstandes Kommissär bei der Direktion der Stände. Nach der Schlacht auf dem Weißen Berge wurde er in seinem Hause gefangen und zum Verluste seines sämtlichen Vermögens und zum Gefängnisse verurteilt, in welchem er auf dem Altstädter Rathause bis 7. August 1622 und dann auf dem Schlosse zu Zbirov noch 1624 gehalten wurde. Auf Fürbitte seiner Gemahlin Sybille wurde ihm vom Statthalter Fürsten von Liechtenstein bei jedem Mittagmahle ein Seidel Wein verabreicht. Er besaß Hostau, Burg und Stadt mit dem Patronatsrechte über die Kirche, drei Häuser in der Stadt und den Meierhof, 14 Dörfer, in denen 237 Ansässige wohnten, nämlich: Zetschin, Dobraken, Tschernahora, Holubschen, Pscheß, Mirkowitz, Vittana, Schüttarschen mit dem Patronatsrechte über die Kirche, Gramatin, Wasserau, Schilligkau, Horouschen, dann Sedlitz mit Kal, ferner das Gut Zwirschen mit dem Meierhofe Hassatitz. Pössigkau und Zemschen waren von Georg von Guttenstein zugekauft worden.

Diese Güter samt Zugehör wurden, wie sie Heinrich von Guttenstein von seinem Onkel 1598 geerbt hatte, auf 53 121 Schock meißn. geschätzt.

Fürst Liechtenstein verkaufte Hostau und Zwirschen 1622 an Zdenko Wratislaw von Mittrowitz. Doch wechselte die Herrschaft ihren Besitzer abermals, denn schon im nächsten Jahre (1624) verkaufte Graf Wratislaw diese Güter für 124583 Schock meißn. an Christina Kordula Czernin, geb. Helmak. Diese war die Gemahlin des Prothus Czernin von Chudenitz, kais. Mundschenken und Kämmers des Salzburger Bischofs. Dieser bestätigte am 16. Oktober 1625 eine neue Ordnung für die Zünfte. Von ihm stammen die Bilder in der Hostauer Dechantei, welche den Hostienraub darstellen. Im Jahre 1630 wurde noch Schlattin mit Rittersitz und Dorf zugekauft, Meierhof, Brauhaus mit Teilen der Dörfer Sedletz, Horouschen um 17000 Schock von Dionys Wenzel Czernin von Chudenitz.

Auf die Fürbitte der Hostauer bestätigte und erneuerte er ihnen alle Freiheiten und gestattete, daß dieselben in die Landtafel eingetragen wurden. Diese Urkunde wurde revidiert in Taus am 16. November 1640. Schon im Jahre 1626 bestätigte Kaiser Ferdinand II. die der Stadt von den früheren Kaisern erteilten Privilegien zu Wien.

Prothus Czernin bemühte sich ebenfalls, die böhmische Sprache auf seinen Gütern zu erhalten; doch gelang ihm dies nicht, da die deutsche Sprache bereits tiefe Wurzeln gefaßt hatte.

Kordula vermachte in ihrem Testamente (1634) der Fronleichnamskapelle in Hostau 3500 Gulden und verschrieb dieses Geld auf Schlattin.

Hierauf kam Hostau mit Zwirschen, Schlattin und dem 1656 zugekauften Melmitz an Maria Anna Czernin, welche an Ludwig Grafen von Starhernberg verheiratet war. Beide verkauften diese Güter 1656 für 120000 Gulden rheinisch dem Grafen Adam Matthias zu Trauttmansdorff, welcher sie mit seiner Herrschaft Bischofteinitz verband.

Im Jahre 1737 wurden der Stadt von Kaiser Karl Vl. die Privilegien von 1456 bis 1626 bestätigt.

Diese erhielten ihre Bestätigung neuerlich von Kaiser Josef II. in der Urkunde vom 3. März 1783, insoferne sie der Landesverfassung nicht entgegenstellen.

Da sich einige Bürger bei den unter ihnen ausgebrochenen Streitigkeiten mit Umgehung der Obrigkeit mit ihren Klagen an das kgl. Appellationsgericht wandten, wurde der Bürgerschaft anbefohlen, ihre Beschwerden vorerst bei dem Magistrate vorzubringen, und wenn sie kein Gehör fänden, sich an den Hauptmann zu wenden. Sollte der Kläger mit dem Bescheide des Hauptmanns nicht zufrieden sein, möge er bei der Obrigkeit die Berufung einbringen. Sollte sich ein Bürger mit übergehung der Obrigkeit dennoch an das Appellationsgericht wenden, würde er mit Arrest oder nach Befund der Sachen mit Eisenbanden belegt werden (1736).

Der „Galgenberg“, welcher die Stadt im Osten begrenzt, beweist, daß dieselbe in früheren Jahren ein Gericht besaß. Der letzte Verurteilte wurde im 18. Jahrhundert hingerichtet.

Auch von Kaiser Franz II. wurden 1793 am 20. November die früheren Privilegien der Stadt bestätigt.

Im Jahre 1855 bestand in der Nähe von Hostau eine dem Andreas Ziegler gehörige Papiermühle, zu welcher noch eine Spiegelschleife errichtet wurde.

Am 19. August 1877 wurde die Stadt von einem verheerenden Brande heimgesucht, welchem, wie schon erwähnt wurde, auch die Dekanatskirche und die Schule zum Opfer fielen.

In früheren Jahren wurde im Schwarzen Berg am Heiligenkreuzer Hang ein Bergwerk errichtet, in welchem silberhaltiges Erz gefunden wurde. Wegen Unrentabilität wurde der Betrieb wieder eingestellt. In der Flur „Kunst“ südlich von Hostau (in der Nähe des Muttersdorfer Bahnhofes) wurde nach Kupfererz gegraben. In älteren Karten ist an dem Orte ein Kupferbergwerk eingezeichnet. Überreste davon waren noch zu sehen. Nach dem ersten Weltkriege eröffnete Ing. Wartha aus Putzbühl am Mühlberg oberhalb des „Nonnenloche“‘ einen kleinen Bergbaubetrieb, der ebenfalls unwirtschaftlich war und wieder aufgegeben werden mußte. Kurz vor dem zweiten Weltkrieg eröffnete eine Bergbaugesellschaft am Tschernahora Berg eine Erzgrube, wo man Schwefelerz förderte. Es wurde bis zum Grubenbetrieb sogar eine elektrische Freileitung gebaut, um mit Maschinen rationeller arbeiten zu könen. Es waren Pläne vorhanden, die einen Ausbau der Zwirschner Eisenbahnhaltestelle zu einem Erzgüterbahnhof vorsahen. Dieser Bergbaubetrieb wurde nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges stillgelegt.

Im Jahre 1921 sah sich die Stadt gezwungen, die unzulängliche Wasserleitung, welche aus Holzrohren bestand und nur einige öffentliche Zapfstellen („Röihakastn“ = Röhrenkasten) versorgte, durch eine moderne Wasserleitung mit Hausanschlüssen zu ersetzen. Dieses Millionenprojekt wurde von der Nordböhmischen Wasserleitungsbaugesellschaft in Aussig ausgeführt. Auch wurde die Stadt mit elektrischem Strom versorgt.

In dieser Zeit wurde am Marktplatze ein Kriegerdenkmal errichtet, dessen Kosten durch Spenden der Einwohner von Hostau, Zwirschen, Mirkowitz und Horouschen sowie durch Beitragsleistungen der örtlichen Vereine aufgebracht wurden. Auf beiden Seiten des lang gestreckten Marktplatzes wurden zur Verschönerung des Stadtbildes Kugelakazien gepflanzt, und die rührigen Mitglieder des Gesangvereines bauten den im Osten der Stadt liegenden „Mühlberg“ zu einer schönen Anlage mit Spazierwegen, Ruhebänken und Blumenbeeten aus.

Hostau war auch Sitz eines Vikariates (Dekanates), was nicht bedeutete, daß der Vikär (Dekan) der jeweilige Pfarrer von Hostau sein mußte, sondern irgendein vom Bischofe ernannter Pfarrer des Vikariates, Vierzehn Pfarreien mit 25 223 Katholiken gehörten zum Vikariate:

Berg, Eisendorf, Heiligenkreuz, Hostau, Melmitz, Metzling, Muttersdorf, Plöß, Ronsperg, Schüttarschen, Schüttwa, Stockau, Waier und Weißensulz. Außerdem waren im Vikariate mit Stand 1933 noch ansässig 17 Protestanten und 113 Juden.

Häuser und Bevölkerungszahlen:

1587 122 Häuser; 1789 122 Häuser; 1839 154 Häuser, 1166 Einwohner; 1913 175 Häuser, 1209 Einwohner; 1930 1060 Einwohner; 1939 951 Einwohner.

Flächenausmaße in ha, 1913 nach Liebscher, 1939 nach H.Schlögl (in Klammern):

Insgesamt 639,91 (635,83), Äcker 472,85 (444,96), Wiesen 56,09 (66,90), Hutweiden 45,79 (20.04), Wald 23,07 (54,46), Gärten 8,14 (11,89), Bauarea 8,08, Unproduktiver Boden 0,07 sonstige steuerfreie flächen 22,82.

An Genossenschaften und Vereinen gab es in Hostau:

Gewerbegenossenschaft, Großeinkaufsgenossenchaft, Landwirtschaftliche Bezirksvorschußkasse, Raiffeisenkasse, Viehzuchtgenossenschaft, Ortsgruppe des Bundes Deutschen in Böhmen, Deutscher Böhmerwaldbund, Gewerbeunterstützungsverein, Deutschösterr. Lehrerverein für Naturkunde, Deutscher Schulverein, Feuerwehrverein, Katholischer Deutscher Burschenverein, Kulturverband, Landwirtschaftliches Kasino, Liedertafel, Pädagogischer Verein, Spar- und Darlehensverein, Veteranenverein.

Im ersten Weltkrieg blieben 27 Heimatsöhne, der zweite Weltkrieg forderte 44 Opfer. 1945 wurden 10 Einwohner verschleppt und kamen nicht wieder.

Franz Hegenbart unter Mitarbeit bzw. nach Aufzeichnungen von Anton Janka, Alfred Just, Josef Schreiner, Johann Schmid und Josef Winkelmann