Kschakau

Kschakau [Křakov]

Im Tal des Kschakauer- oder Spiegelbaches, welcher zwischen dem Kschakauerberg und dem früher mit einer Wallburg ausgestatteten Ranzelberg seinen Ursprung hat, erhob sich in prächtiger Kulissennähe der sagenumwobenen Sieben Berge das alte Pfarrdorf Kschakau, mundartlich Schakau genannt, etwa 9 km nordnordwestlich von Bischofteinitz. Höfe und Häuser schmiegten sich um die mitten im Dorf auf einer kleinen Anhöhe aufragende, von herrlichen Linden umrauschte alte, dem hl. Wenzel geweihte Pfarrkirche sowie um die beiden Weiher, den Goaßweiher und den Dorfweiher. Diese verband ein etwa 100 m langer Bach, über dessen oberes Ende eine Eisenbrücke führte, welche die Straße von Mirschikau nach Hochsemlowitz weiterleitete. Hier wurde alljährlich am 16. Mai bei der Statue des hl. Johannes von Nepomuk eine Prozession abgehalten. Das untere Bachende überquerte eine flache Brücke, die die von Bischofteinitz nach Hochsemlowitz weiterführende Straße aufnahm. Der Abfluß des Dorfweihers war durch ein kleines Wehr gestaut, worüber ein eiserner Steg führte, auf dem man, von Webrowa kommend, zur Kirche ging.

Als ersten Pfarrer nennen die „libri erectionum“ einen Nicolaus de Znoima, der 1360 auf der Pfarre Kschakau einem gewissen Johannes de Liboswar Platz machte. Der Landeskonservator Dr. Hönigschmid aus Prag, welcher 1934 die Kirche besichtigte, datierte ihren Bau in die Zeit um 1350, also in die Zeit Kaiser Karls IV. Der älteste Teil der Kirche ist das gotische Presbyterium mit seinen tiefen, originell starken Rippen. Im Barockstil wurde später das Kirchenschiff angebaut, das in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts verlängert wurde. Auch der Turm scheint früher ein anderes Aussehen gehabt zu haben, wie aus dem Gebälk, das 1934 wegen Baufälligkeit abgetragen wurde, zu ersehen war.

Der Barockhochaltar stammt aus dem Jahr 1680. Auf ihm stehen die Statuen des Kirchenpatrons St. Wenzel, des hl. Petrus (Evangelienseite) und der hl. Anna (Epistelseite). Diese stammen aus der Zeit um 1750, ebenso die beiden Seitenaltäre der Schmerzhaften Mutter und der hl. Anna. Zwischen Haupt- und Seiteneingang stand ein alter Weihwasserkessel aus dem 16. Jahrhundert, der früher als Taufbrunnen gedient hatte. Zu erwähnen wäre noch das uralte Sakramentshäuschen auf der Evangelienseite, das, um eine Patronatsbank anbringen zu können, mit Ziegeln ausgemauert und verputzt war und 1934 bei der Kirchenrenovierung entdeckt wurde.

Auf dem Kirchturm befand sich nur mehr eine Glocke, die kleinere wurde im zweiten Weltkrieg abgenommen. Diese Glocke, die uns als „historisch wertvoll“ belassen wurde, trägt die Inschrift: „Diese Glocke geheret in die Kirche gen Schensee, gegossen vom Glockengießer … in Regensburg anno MDLV (1555)“.

Tatsächlich ist in Schönsee heute noch die Sage verbreitet, daß die Hussiten aus Böhmen in Schönsee eine Glocke gestohlen haben. – Im Innern der Kirche steht noch ein neuer Seitenaltar, der 1934 von Fräulein Katharina Steinbach gestiftet wurde. Die daraufstehende Lourdesstatue wurde von der Familie Josef Wiesner gekauft.

Die „alte Pfarre“ trug die Jahreszahl 1686 und umfaßte 7 Räume, die „neue“ die eigentliche Pfarrerswohnung und 1 Paramentenzimmer im Stock, im Erdgeschoß 1 Sommerküche, 1 Gesindestube und 1 Kohlenkammer. Daran schloßen sich an ein gewölbter Stall für 25 Stück Vieh und 4 Pferde und weitere Scheunen, Stallungen u. v. a. in. Der Hofraum umfaßte mit allen Gebäuden 19 a, der dahinter liegende Obst- und Gemüsegarten 21 a. Besaß doch die Pfarre Kschakau im Kschakauer Kataster an Feldern und Wiesen 28 ha und im Mirschikauer Kataster 37 ha, also insgesamt 65 ha Grund. Nach dem ersten Weltkrieg wurden die Pfarrgründe in Mirschikau bis auf 6 ha enteignet, so daß 1945 nur mehr insgesamt 34 ha vorhanden waren.

Zum Kirchspiel gehörten außer Kschakau und Mirschikau noch Neuhof, Webrowa, Obermedelzen und Kscheberscham. Auf dem Kschakauer Friedhof wurden die Toten des Ortes, von Neuhof und von Webrowa und Obermedelzen beerdigt. Das jeweils am 28. September begangene Fest „Wenzelslei“ wurde auch von den Anrainern gefeiert.

Eingeschult war Obermedelzen, eingemeindet Neuhof. Die Volksschule war zweiklassig.

1587 wurde Kschakau mit 12 Höfen bei der Herrschaft Bischofteinitz aufgeführt, 1839 hatte es 25 Häuser und 168 Einwohner, 1913 28 Häuser mit 190 Einwohnern, 1939 hatte Kschakau 33 Häuser und 181 Einwohner, das eingemeindete Neuhof 4 Häuser und 36 Einwohner.

Das Flächenmaß der Gemeinde Kschakau belief sich 1937 auf insgesamt 497,91 ha und verteilte sich auf 351,32 ha Äcker, 72,12 ha Wiesen, 26,40 ha Weiden, 26,63 ha Wald, 3,29 ha Gärten. Kschakau selbst hatte ein Flächenausmaß von 291 ha, Neuhof von 206 ha. Im Ort gab es 2 Gasthäuser, 1 Schmiede, 1 Kaufladen, auch eine Freiwillige Feuerwehr. Im zweiten Weltkrieg sind 2 Mann gefallen und 2 vermißt, im ersten Weltkrieg gab es keine Verluste.

Josef Bernklau unter Mitarbeit von Dechant Johann Knarr, Josef Wiesner, Margarete John und Anni Thoma