Mirschikau

Mirschikau [Mířkov]

Das stattliche Bauerndorf Mirschikau, mundartlich Mirschkau genannt, lag 9 km nordwestlich von Bischofteinitz an der Reichsstraße 92 und direkt südlich der malerischen Sieben Berge.

Ein Rechtsstreit zweier Mirschikauer Bürger warf erstmals Licht auf den Ort. Dieser Vorfall wurde 1165 auf einem Pergamentblatt aufgeschrieben und befindet sich im Archiv des Erzbischofs von Prag (A. Emler. Reg. Bd. 2, S. 1217, Nr. 2783). Das Schriftstück ist in lateinischer Sprache abgefaßt und ohne Siegel.

Das Pergament ist beschädigt, „der König“ (Vlatislaus I., 1158-1174) durch Radieren verbessert.

In früherer Zeit, berichtete Liebscher, soll hier eine Burg gestanden sein, aus welcher sich nachher ein Meierhof entwickelte, der mit dem Forsthaus und der Schäferei das Gut Mirschikau bildete, welches 1513 dem Pschibil Troptschitz, 1534 dem Heinrich Troptschitz und 1571 dem Ritter Nikolaus Mirschikowsky von Troptschitz gehörte, dessen Name bis 1700 blühte, woraus geschlossen werden kann, daß dieses Geschlecht dem Ort den Namen gab. Das Gut Mirschikau kam 1604 an die Herrschaft Bischofteinitz. 1789 nannte Schaller den Ort mit 42 Nummern, 1839 war er auf 51 Häuser mit 451 Einwohnern angewachsen. Der Meierhof hatte neben der Schäferei 1 Beamtenwohnung, 1 Jägerwohnung und 1 Wirtshaus. 1903 wies Mirschikau 59 Häuser mit 381 Einwohnern auf, 1945 hatte es 79 Häuser mit 438 Einwohnern. Das Gesamtflächenausmaß betrug 1937 1264,46 ha und verteilte sich auf 400,28 ha Felder, 85,74 ha Wiesen, 43,79 ha Weiden, 702,10 ha Wald und 5,95 ha Gärten.

Die Filialkirche St. Veit war 1384 Pfarrkirche mit eigenem Pfarrhof und Pfarrer. Sie war im selben Stil wie die Kschakauer (gotisch-barock) erbaut. Ihre Inneneinrichtung stammte aus dem 18. Jahrhundert. Der Hochaltar trägt das Bild des hl. Kirchenpatrons Veit und in der Höhe die Statuen der hl. Dreifaltigkeit. Rechts und links stehen zwei Engel aus neuerer Zeit. Der rechte Seitenaltar trägt das Bild des hl. Josef, der linke das des hl. Johannes von Nepomuk. Der Lourdesaltar stammt aus der jüngsten Zeit und wurde von der Familie Kurzeck gestiftet. Die beiden Orgeln der Kschakauer und Mirschikauer Kirche waren kleinere mechanische Orgeln mit fünf klingenden Registern und wurden in den 80er Jahren von der Firma Schiffner in Prag hergestellt. 1937 wurde die Kirche im Westen verlängert und von Grund auf renoviert. Dabei entdeckte man zwei Grüfte, eine rechts vom Hochaltar, die zweite vor der Kommunionbank; sie waren beide leer und dürften als Grabstätte für die Pfarrer und Ritter von Mirschikau gedient haben.

Der Pfarrhof stand einst etwa 100 Schritte westlich der Kirche und soll in den hussitischen Unruhen niedergebrannt worden sein, weshalb die Mirschikauer Pfarre, zu der einst neben dem Ort selbst auch Kscheberscham, Obermedelzen, Hassatitz und das eingegangene Dorf Kottowitz gehörten, das am Südabhang der Sieben Berge lag, wo sich noch die 3 Kottiekowsker Teiche befanden, um 1556 mit der Kschakauer vereinigt wurde, die auch sämtliche Mirschikauer Pfarrgrundstücke erhielt. 1901 wurde am Ortsausgang nach Wiedlitz ein Friedhof für die Orte Mirschikau und Kscheberscham errichtet, deren Tote vorher in Kschakau beerdigt worden waren.

Die einklassige Volksschule wurde um 1895 erbaut und das Stockwerk für die zweite Klasse 1910.

Im Ort war auch eine Revierförsterei, die zuerst Fürst Trauttmansdorff gehörte, später in eine staatliche umgewandelt wurde.

Neben dem Meierhof gab es eine ganze Anzahl stattlicher Bauernhöfe und kleinere Landwirte im Ort, die Dampfziegelei Hügel, die Tischlereien Czemetschka und Kurzeck, die Schmiede und Schlosserei der Brüder Wuschek, Schuhmacher, Maler, Wagner, die Kaufläden bei Adolf Steiner, Karl Neumann und auch einen Konsum bei Josef Schieberl. In den beiden Gasthäusern „Zu den Sieben Bergen“ (Preiwisch) und „Zur guten Quelle“ (Walz) ging es oft hoch her.

Es wurde auch eine Raiffeisenkasse Mirschikau gegründet, zu welcher noch Liebeswar, Wiedlitz, Kschakau, Obermedelzen, Hochsemlowitz, Meßhals und Mukowa gehörten. Die Freiwillige Feuerwehr, die eine Handdruckspritze erhielt, wurde 1911 ins Leben gerufen. 1932 wurde dann eine Motorspritze gekauft. Josef Senft versah die 1941 hier errichtete Poststelle I als Posthalter.

Im ersten Weltkrieg fielen bzw. verstarben fünf Mirschikauer, denen der Jugendbund ein Kriegerdenkmal errichtete. Im zweiten Weltkrieg opferten sich 26 Heimatsöhne.

Die EIektrifizierung wurde 1931 durchgeführt. Das bereits genannte Gut kam von der Herrschaft Trauttmansdorff an die Familien Abeles und Popper in Pacht. Nach der Bodenreform bewirtschaftete es eine meist aus Stankauer Einwohnern bestehende tschechische Genossenschaft, wobei der tschechische Verwalter Glasser wie ein Geßler schaltete und waltete. Durch den Zuzug fremder (tschechischer) Landarbeiter konnte damals im Ort auch eine tschechische Schule entstehen, die dann 1938 mit Recht geschlossen wurde.

Schön und malerisch war die Heimat vor den Sieben Bergen, jenem waldreichen Granitstock, der eigentlich 14 Kuppen aufragen ließ und zwar: Ranzelberg 527 m, Kschakauerberg 561 m, Weiherberg 560 m, Schattenberg 543 m, Arberberg 521 rn, Sandberg 582 m, Gabelberg 600 ra, Lohberg 587 m, Ratzauerberg 617 rn, Watschinberg 585 m, Großer Chlum 598 m, Kleiner Chlum 560 m, Schafberg 529 m und Strietzelberg 500 rn, wovon einige im Tachauer Kreis standen. Der Ranzeiberg trug eine Wallburg, die dann aber später zerstört wurde. Von der Räuberbande, die vor langer Zeit einmal hier gehaust haben soll, kündet die Bezeichnung „Räuberhäusl“ und jene Sage, die beim Federnschleißen, wenn der Wind so richtig ums Haus heulte, oft erzählt wurde, wobei es den jüngsten meist eiskalt über den Buckel lief.

Josef Bernklau unter Mitarbeit von Josef Senft, Dechant Johann Knarr und Ing. Josef Haasl