Münchsdorf

Münchsdorf [Mnichov]

Dr. Ernst Richter ließ Münchsdorf 1435 erstmals als Ort bezeugen, Schaller sagte 1789, daß er zum Kammeradministrationsgut Stockau gehörte und eine Kirche der hl. Dreieinigkeit besaß, und Sommer berichtete 1839 vom 2 km ostwärts von Stockau und 3 km westlich von Ronsperg liegenden Münchsdorf, daß es schon 65 Häuser und 476 Einwohner aufwies und die 1 km südlich von ihm anfragende Einschichte Steinbühl 4 Häuser zählte. Noch von den Mönchen soll einstmals hier ein Zollhaus errichtet worden sein, das an der Stelle des Gasthauses „zur Krone“ stand. Am Wildbach wurde dann eine Mühle angelegt, die Klostermühle, danach die „Rote Mühle“.

Die kleine Dorfkirche zur hl. Dreifaltigkeit war schon 1728 erbaut worden. Für das Altarbild lieferten die zahlreichen ansässigen Weber viele Ellen Leinwand. Eingepfarrt war der Ort nach Schüttwa, ebenfalls eingeschult. 1839 wurde jedoch eine zweiklassige Schule gebaut. Eine kleine Marienkapelle, bei der immer die Maiandachten gehalten wurden, stand an der Straße nach Schüttwa.

1913 hatte Münchsdorf, das früher auch Minxdorf bezeichnet wurde, aber richtig Mönchsdorf heißen müßte, 78 Häuser und 473 Bewohner. An der Piwonka lagen damals zahlreiche Spiegelschleifen und Polierwerke sowie die fürstlich Trauttmansdorff’sche Brettsäge. Die Namen der Schleifen waren nach Liebscher: Oberfrauenteil, Unterfrauenteil, Glasmagazin, Hammerschleife, Unterhammer, Josefsteil, Ronkelschleife, Sandmühlschleife, Stockauer Oberwerk, Stockauer Unterwerk. Ferner nannte uns Liebscher als Einzelhäuser das Hammerhäusl und den Schüttboden nebst der 4 Häuser zählenden Einschichte Steinbühl.

Georg Beck gab insgesamt 11 Schleifen an, die um die Jahrhundertwende in Betrieb waren und zählt sie mit folgenden Namen auf: Oberer Hundskopf, Unterer Hundskopf, Mühllohschleife (später von Fürst Trauttmansdorff gekauft), Ronkelschleife, Mirtlwerk, Oberhammer, Unterhammer, Werk Josephsthal, Sandmühle, Neuwerk, Windschleife. Letztere wurde nach dem ersten Weltkrieg in eine Kunstmühle umgebaut, ihr Besitzer war Georg Wiedl. Besitzer dieser Glasschleifen war Andreas Ziegler, Stankau. Später gingen sie an eine belgische Firma über. Im Besitz der Firma Andreas Ziegler-Söhne liefen die Werke mit Wasserkraft, nachher wurden alle elektrifiziert. Es wurde Tag und Nacht gearbeitet, zahlreiche Arbeitskräfte wurden eingestellt, und Münchsdorf blühte ungemein auf, da hohe Steuern bezahlt wurden.

Leider wurden die Werke in den Jahren 1930-1935 stillgelegt und zahlreiche Einrichtungen in tschechisches Gebiet verschleppt. Die Arbeitslosigkeit nahm überhand, und Münchsdorf hatte seine Blütezeit überlebt.

Einige Jahre danach wurden fast sämtliche stillgelegten Glaswerke und Grundstücke vorn Ronsperger Feldspatwerksbesitzer Franz Mandler zu spottbilligen Preisen erworben. Er verkaufte folgende Werke weiter: den Oberen Hundskopf an Robert Baumann, der eine Wagnerei, Brettsäge und Bildrahmen-erzeugung einrichtete, die Ronkelschleife erwarb Anton Baumann, der eine Holzwarenerzeugung betrieb, die Sandmühle ging an Tischlermeister Franz Hief über, das Neuwerk erwarb Anna Dittrich als Wohnhaus, das Glasmagazin erstand Verwalterswitwe Rippl.

Das blaue Band des in der Stockauer Loh bzw. Thomaloh entspringenden Piwonkabaches (auch Stockauer Bach genannt) teilte Münchsdorf in zwei Teile. Links des Baches war das eigentliche Dorf mit dem kleinen Kirchlein, wo alljährlich am Feste der hl. Dreifaltigkeit das Kirchenfest, im Volksmund Münchsdorfer Spatzenfest genannt, mit zahlreichem Besuch von auswärts gefeiert wurde.

Rechts der Piwonka war der Lepschen mit dem Hundskopf. Daran schloß sich der Lepschner Berg oder Houfreu mit seinen fruchtbaren Äckern an. Von hier hatte man einen weiten Rundblick über den Heimatkreis. Man sah sogar den Pfraumberg, die Sieben Berge, den Laurenziberg, den Hirschstein und Lissa und viele vertraute Heimatdörfer auch am Böhmerwaldkamm nebst den idyllischen Städten Ronsperg und Bischofteinitz.

Der zweiter Bach, der Münchsdorf am unteren Ende berührte, war der Zigauner oder Zeisermühlbach. Seine Quelle war oberhalb von Schiefernau. Er betrieb die Zeisermühle, die Schlesermühle, die Wutzenmühle, die Paradeismühle und mündet bei der Dorfmühle in die Piwonka.

Eine Oase im Grünen war die von lauter schönem Fichtenwald umrauschte Einschichte Steinbühl, deren Bewohner neben Landwirtschaft auch Handwerksberufe ausübten.

Schon 1886 war die Freiwillige Feuerwehr Münchsdorf ins Leben gerufen worden. 1944 wurde eine Motorspritze angeschafft. Die Zahl der Mitglieder betrug 68. Das 50jährige Gründungsfest wurde 1936 groß gefeiert.

Unter Vorsitz des Jakob Dittrich wurde am 2. Juli 1929 die für 140 000 Kronen gebaute, vom Überlandwerk Mies gespeiste Elektrifizierungsanlage eingeschaltet. Im gleichen Jahr kam auch die Gründung der Wassergenossenschaft zustande.

Der Ort war zur St.-Nikolaus-Kirche nach Schüttwa eingepfarrt und hatte 1937 insgesamt 352,69 ha Gemarkungsfläche. Davon waren 168,24 ha Äcker, 73,20 ha Wiesen, 40,39 ha Weiden, 48,92 ha Wald, 2,76 ha Gärten.

1939 hatte Münchsdorf 448 Einwohner. Im ersten Weltkrieg blieben 11, im zweiten 26 Münchsdorfer. Im Ort befanden sich u. a. 2 Gasthäuser, 2 Kaufläden, 2 Schmiede, 2 Kunstmühlen, 2 Schreiner, 1 Bäckerei.

Josef Bernklau nach Georg Beck