Neugramatin

Neugramatin [Nový Kramolín]

Knapp 4 km südlich von Ronsperg erhob sich das stattliche Dorf Neugramatin, an der Bahnlinie Ronsperg-Taus liegend. Die Ersterwähnung des Ortes findet sich im Bernaregister des Pilsner Kreises, das beide Grarnatin, nämlich Altgramatin und Neugramatin schon für das Jahr 1379 bezeugt.

Schon um 1400 wurde der Hammerschmiedhof bekannt, dessen Hofname bis 1945 lebte und dessen erster Besitzer aus Hammern im „Künischen“, dem Land der Freibauern oder Freisassen, stammte. Auch der Mautnerhof konnte auf ein respektables Alter zurückblicken.

1789 hatte Gramatin 33 Nummern, wovon allerdings die Hälfte nach Ronsperg gehörte, beim Kammeradministrationsgut Stockau. 1839  hatte der Ort 41 Häuser und 279 Einwohner, von welchen 18 Häuser der Herrschaft Ronsperg zugeeignet waren, beim Gut Stockau.

Während Neugramatin wohl seit jeher nach Schüttwa eingepfarrt war und später auch eingeschult, erhielt es 1891 eine eigene Schule. 1895 brannten 6 Höfe rechts der von Ronsperg kommenden und nach Taus weiterführenden Hauptstraße ab und wurden 1896 in völlig gleicher Bauweise wiedererrichtet, wodurch das Ortsbild einen sehr harmonischen Eindruck bekam.

1913 wies Neugramatin 42 Häuser und 279 Einwohner auf, 1939 betrug die Zahl der Häuser 50, die der Bewohner 269. Das Flächenausmaß der Gemeinde bezifferte sich 1937 auf insgesamt 546,31 ha; davon entfielen auf Äcker 272,96 ha, Wiesen 103,13 ha, Weiden 23,53 ka und Wald 124,73 ha.

Die 17 Bauernhöfe wiesen ein Ausmaß zwischen je 18 und 27 ha auf. Neben weiteren Kleinlandwirten und Handwerkern wies der Ort auch 1 Kaufladen und 2 Gasthäuser auf, in denen das Martinifest und die Kirchweih, aber auch zahlreiche Bälle, Hochzeiten und der stets drei Tage währende Fasching ausgiebig gefeiert wurden. Auf dem Dach des älteren Gasthauses (Wirt) befand sich ein Türmchen mit einer Glocke.

Der in verschiedenen Äckern vorhandene Feldspat wurde eifrig abgebaut und nach Ronsperg in die Spatmühle gefahren.

Vor der Volksschule fiel eine aus dem Jahre 1730 stammende Dreifaltigkeitssäule auf, an der Straßengablung nach Parisau und Wottawa das Standbild des Landesheiligen Johannes von Nepomuk und schließlich der steilaufragende Felsen „Steinbühl“, den ein Eisenkreuz zierte und den man, vom Nachbarort Linz kommend, schon von weitem erspähte. Der Spar- und Darlehenskassenverein war lange Zeit in der Schule untergebracht. Die Ortsgruppe des Deutschen Böhrnerwaldbundes hatte 1913 38 Mitglieder, der Landwirtschaftliche Verein 44 und der Feuerwehrverein sogar 101.

Der erste Weltkrieg forderte 14 Gefallene, der zweite dagegen 23 Gefallene und Vermißte.

Nach Josef Bernklau unter Mitarbeit von Dr. jur. Georg Malzer