Obermedelzen

Obermedelzen [Horní Metelsko]

An der ehemaligen Kaiserstraße, später Reichsstraße Nr. 92 bezeichnet, lag in einer flachen Mulde, 6 km nordwestlich von Bischofteinitz, das 1379 erstmals genannte Obermedelzen, dessen Namen wohl wie der des benachbarten Untermedelzens von den „Herren von Medelzen“ abgeleitet werden kann. Aber weder diese noch deren Untertanen können als Ureinwohner dieser wahrhaft prähistorischen Gegend angesehen werden, denn dem Vorgeschichtler lacht das Herz im Leibe, wenn er hier Einkehr hält.

Südlich des Ortes erhebt sich das „Bühl“ mit 451 Metern. An seinen Rändern wurde Bau- und Straßensand in so rauhen Mengen gewonnen, daß man die Dorfbewohner gern als „Medelzer Sandhasen“ neckte. Von Südwesten bis Nordwesten zog sich das Fürst Trauttmansdorff’sche Waldgebiet „Der Reichstag“ hin, in dem sich wintersüber Obermedelzer, Haschowarer und Roudner zum Holzhauen einfanden.

Auf dem „Bühl“ befanden sich Hügelgräber der älteren Eisenzeit, am westlichen Bergabhang befand sich aller Wahrscheinlichkeit nach sogar ein bronzezeitliches Grab. Beim Bau der am Bühl vorbeiführenden Straße nach Pollschitz wurde ein aus der älteren Eisenzeit herrührendes Bronzeschwert gefunden, das sicherlich aus einem zerstörten Grab stammte. 7 m, 52 m und 183 m südlich der Schwertfundstelle traten bei der 1933 hier angestellten Bodenuntersuchung aschengefärbte, mit Tonscherben vermischte Flecken in der Straßenböschung zutage, die auf Brandgräber und somit auf einen urgeschichtlichen Friedhof schließen lassen. Bronzezeitliche Hügelgräber gab es aber auch nordwestlich von Obermedelzen im „Reichstag.

1587 gehörten 9 Höfe von Obermedelzen zur Herrschaft Bischofteinitz, 1789 zählte der Ort 12 Nummern, 1839 17 Häuser mit 116 deutschen Einwohnern, 1913 hatte er 22 Häuser und 129 Bewohner, 1939 25 Häuser und 111 Einwohner. Das Flächenausmaß der Gemeinde betrug 1937 insgesamt 393,87 ha und verteilte sich auf 156,61 ha Felder, 36,81 ha Wiesen, 16,47 ha Weiden, 169,37 ha Wald.

Obermedelzen besaß eine durch die Initiative von Gemeindebürger im Jahre 1927 erbaute Kapelle, gehörte aber zum Kirchsprengel Kschakau. Im Friedhof zu Kschakau trug man auch die Verstorbenen aus Obermedelzen zu Grabe. Das kleine Gotteshaus war dem hl. Martin geweiht, und so wurde alljährlich von den Medelzern und ihren Gästen das Martinifest gefeiert.

Die Kinder aus Obermedelzen besuchten auch die einklassige Volksschule in Kschakau, zu der sie täglich einen 3 km weiten Weg zurückzulegen hatten. Am Dorfplatz nahe der Kapelle stand das „Gasthaus zum Böhmerwäldler“, in dem die Jugend oft Theater spielte und sich beim Tanz vergnügte.

In östlicher Richtung, nach Untermedelzen zu, breitete sich der „Haanweiher“ aus (auch Medelzer Weiher genannt), der im Sommer groß und klein reiche Badefreuden schenkte.

Aus dem zweiten Weltkrieg kehrten 11 Männer und Burschen nicht mehr heim.

Josef Bernklau unter Mitarbeit von Franz Rothmeier und Rudolf Schieberl