Pössigkau

Pössigkau [Bezděkov]

Als Kaiser Sigmund 1436 das Erbrecht der Chodendörfer des Gerichtes Weißensulz erweiterte, wurde auch Pössigkau unter dem Namen „Bozukhau“ angeführt. 1482 hieß das Dorf im Gnadenbrief von König Wladislaw II. „Botzikhau“. Von 1567-1590 führten die zur Burgherrschaft Pfraumberg gehörenden 13 Chodendörfer einen langwierigen Prozeß mit ihren Bedrückern, den Schwanbergern. Er endete mit der Zerstückelung und dem Verkauf der Herrschaft Pfraumberg 1596 durch den Kaiser. Die beiden Dörfer Zemschen und Pössigkau mit 7780 Sail Holz kaufte um 4998 Schock 37 Groschen 1 Pfennig Burghard Merklinsky von Pernartitz. Dieser verkaufte zwei Jahre später die beiden Dörfer an die Hostauer Herrschaft (Gg. von Gutenstein).

1656 kaufte die Hostauer Herrschaft Matthias von Trauttmansdorff und vereinigte sie mit der Besitzung Bischofteinitz. Pössigkau (und Zemschen) blieben gemeinsam fast 200 Jahre (bis 1848) bei dieser Herrschaft. In diesem Jahre wurde die Robotpflicht aufgehoben.

In 5 km Entfernung von Weißensulz Richtung Tachau lag Pössigkau in einem tiefen Talkessel, in das sich die Häuser des langgestreckten Dorfes malerisch schmiegten. Westlich davon erhob sich die bewaldete Hauptkette des nördlichen Böhmerwaldes mit dem sagenumwobenen Niklasberg, dem Plattenberg und dem Walpertsberg. Vorgelagert waren die teils sanften, teils steilen Hügel Hofbühl, Hennerbühl und Wistrej. Aus dem nördlich gelegenen Lunzental kam der „Lunzenbach“, trieb in Pössigkau vier Mühlen, nahm neben vielen Quellen das „Triflbachl“ und das „Harnweiherbachl“ von Westen und das Zemschner Bächlein von Osten auf und verließ als „Hammerbach“ den Ort in Richtung Weißensulz, wo er in die Radbusa mündete. Die Hänge der Hügel trugen teils Felder und Wiesen, teils Wälder, doch waren die Felder an den steilen Abhängen häufig karg und nur mit großer Mühe zu bearbeiten. Kein Wunder, wenn der Name Pössigkau mit dem tschechischen „bez dekov“ = „ohne Dank“ (Undank) in Verbindung gebracht wurde.

Das Ausmaß der Pössigkauer Gemarkung betrug mit Staatswald (Hochwald) 1205 ha. Davon waren 284 ha Privatbesitz. Die Gemeinde besaß 40,88 ha Wald, 3,68 ha Felder und Wiesen und 17,43 ha Hutweiden. 9,19 ha Wald gehörte der Gemeinde Zemschen. An Gebäuden besaß die Gemeinde Pössigkau das Armenhaus und mit Zemschen gemeinsam das Schulgebäude in Zemschen.

1945 zählte Pössigkau 88 Häuser und 460 Einwohner, alle deutsch und katholisch. Die Ortschaft bestand aus dem Dorfplatz, der „Neugasse“ an der Straße gegen Neudorf und dem „Oberen Winkel“, auch Revolvergasse oder Gugelau genannt. Die Häuser waren von einfacher Bauart, massiv und in Holz ausgeführt. Im Erdgeschoß lagen die Wohnräume. Am Speicher, Boden genannt, gab es außer dem Getreidespeicher häufig auch Schlafgelegenheiten für Kinder und Dienstpersonal. Nur einige neue Häuser besaßen ein Stockwerk.

Ebenso wie Zemschen gehörte Pössigkau früher zur Pfarre Heiligenkreuz. 1786 wurde der Ort nach Weißensulz und 1815 nach Tutz eingepfarrt. Zweimal im Jahr, am Pfingstmontag und im Oktober, feierte Pössigkau mit Zemschen das „Fest“. An diesen Tagen las der Tutzer Pfarrer die hl. Messe in der Kapelle in Zemschen. Die Chorsänger stellten die beiden Dörfer.

Ab 1784 besuchten die Kinder von Pössigkau die Volksschule in Tutz. Gemeinsam mit Zemschen wurde 1835 die Volksschule in Zemschen errichtet. Sie war zuerst einklassig, wurde im Jahre 1848 zweiklassig und bekam 1913 noch eine dritte Klasse dazu. Das dritte Klassenzimmer wurde erst 1922 angebaut.

Das Dorf hatte 16 Bauern, 14 Chalupner, 28 Häusler mit und 30 Häusler ohne Landwirtschaft. Von den Bewohnern hatten 3 eine Gastwirtschaft, 1 1 waren Maurer, 3 Zimmerleute, 4 Holzschläger, 1 Schuhmacher, 1 Schneider, 1 Tischler und 1 Fuhrmann. Außer in den Bauernhöfen wurden in fast allen Häusern Spitzen geklöppelt. Auch der Wald (Hochwald) trug viel zum Lebensunterhalt bei. Früher gab es Köhler, Pechkratzer, Besenbinder und Korbflechter, auch Heger, dazu noch Holz- und Holzkohlenfuhrleute, aber auch später wurden Männer als Waldarbeiter (meist Holzfäller) und in den Baumschulen auch Frauen beschäftigt. Die im Wald tätigen Personen durften „Dürrlinge“ bis 10 cm Stärke, Fallholz, Streu und Waldgras mit nach Hause nehmen.

In Pössigkau gab es 4 Mühlen. Die älteste war die Schlöglmühle Hs.-Nr. 21. Nur sie hatte zwei Gefälle, eines für die Säge und das zweite für die Mühle. Alle Mühlen waren zu Kunstmühlen mit 2-3 Gängen umgebaut. Vor und während des ersten Weltkrieges war die Neumühle und besonders das dazugehörende Sägewerk unter dem Besitzer und Begründer Josef Goblirsch vergrößert und für Dampf- betrieb eingerichtet worden. Im Sägewerk allein waren ständig 25-30 Arbeiter beschäftigt. Das Langholz wurde mit 5 Paar eigenen schweren Zugpferden aus dem Hochwald und dem Dianaberger Forst bezogen. Wöchentlich konnten 5 und mehr Waggons Bretter am Bahnhof in Zemschen verladen werden. Als 1929 Mühle und Sägewerk abbrannten, wurden alle Arbeiter brotlos, denn der damalige Besitzer Hugo Polz baute Mühle und Sägewerk nicht wieder auf, sondern verlegte sich auf die Landwirtschaft. Sein Nachbar, der Honsoudlmüller, hatte sich in den zwanziger Jahren auf Holzindustrie umgestellt. Er beschäftigte in der Regel 10-20 Personen. Von 1920-1926 wurden Holzperlen gedrechselt, 1926-1939 Bleistiftbrettchen geschnitten und 1940-1945 auch Bauholz und Bretter.

1929 wurde die Neumühle mit Sägewerk ein Raub der Flammen, 1934 wurde das Sägewerk Hs.-Nr. 10 (Honsoudl) eingeäschert.

1910 wurde die Straße gegen Neudorf gebaut. Die EIektrifizierung begann 1929. 1935 beging die Freiwillige Feuerwehr ihr 50jähriges Gründungsfest. Gemeinsam mit Zemschen bestand eine Ortsgruppe des Deutschen Kulturverbandes und eine Ortsgruppe des Deutschen Landjugendbundes mit Theater- und Singgruppe.

Am Dorfplatz wurde nach dem ersten Weltkrieg ein Kriegerdenkmal für die 9 Gefallenen errichtet. Im zweiten Weltkrieg verlor Pössigkau 30 junge Männer an Toten und Vermißten.

Nach Georg Warta