Ronsperg

Ronsperg [Poběžovice]

Östlich des Böhmerwaldkammes, etwa 15 km von der bayerischen Grenze entfernt, lag auf einem flachen Höhenrücken (431 m ü. d. M.) das Städtchen Ronsperg. Am höchsten Punkt erhob sich das gräfliche Schloß, dessen Turm – ein Werk der Zeit nach dem ersten Weltkrieg – zum Wahrzeichen der Stadt geworden ist.

Im Osten, am Rande des ausgedehnten Schloßparks, stand der Bahnhof. Hier gabelte sich die Strecke Marienbad-Plan-Tachau und führte weiter nach Bischofteinitz-Stankau-Pilsen bzw. nach Chodenschloß-Taus. Ferner kreuzten sich in Ronsperg die Straßen Marienbad-Plan-Taus und Pilsen-Bischofteinitz-Waldmünchen.

Der Ort wurde als „Pobiezowicz“ zum ersten Mal 1379 (Pilsner Steuerregister) urkundlich erwähnt. Aus der gleichen Zeit war auch als Burgherr ein Zdenko von Pobiezowicz bekannt. Sedlácek leitete Pobiezowicz von dem Personennamen „Pobež“ (= Flüchtling) ohne nähere Erläuterung ab (nach Schmidt).

Den Namen „Ronsperg“ erhielt der Ort mit Urkunde vom 27. Februar 1502 von seinem damaligen Besitzer Dobrohost von Ramsperg. Dieser verlieh damit dem Städtchen den Namen seines Geschlechts, das sich wiederum nach dem Widder in seinem Wappen, mittelhochdeutsch „ram“, daher „Ramsperg“, benannten. Zugleich durfte die Stadt sich eines eigenen Wappens bedienen- zwei Türme flankieren ein Tor mit einem Fallgitter; darüber eine goldene Krone, aus der ein Widder springt.

Nach dem ersten Weltkrieg griff die Kommission der Tschechoslowakischen Regierung bei der Festlegung der tschechischen Bezeichnung auf den früheren Namen in der neuen Form Pobežovice zurück, auf einen Namen also, den die Stadt über 400 Jahre nicht mehr getragen hatte.

Die früheste Kunde von Ronsperg stammte, wie erwähnt, aus dem 14. Jahrhundert, wo Zdenko von Pobiezowicz Herr der Burg war, der von 1359-1373 das Patronat der Kirchen der Nachbardörfer Schüttwa (Ujezd Šitboř), Rokošin und Waldersgrün (Valtierzow) innehatte. Von 1387-1411 saß dort ein Dobrohost von Mĕlnic.

Die älteste Urkunde im Ronsperger Stadtarchiv führt uns ins Jahr 1424 und war lateinisch abgefaßt (Codex luris Municipalis IV-1 Nr. 238). König Sigismund erhob das Dorf Pobiezowicz, da dessen Besitzer Bohuslaw von Horschau (1419-1443) in den Wirren der Hussitenzeit treu zum König gehalten hatte, zu einem oppidum, d.h. zu einer Stadt mit Befestigungsrecht. Zugleich verlieh er Pobiezowicz das Recht, am Samstag einen Wochenmarkt zu halten. 1433 gewährte Johann Swestizon von Hradisst als Mitbesitzer von Pobiezowicz den Bewohnern das Privileg, ihre Güter frei zu vererben und das von König Sigismund erteilte Wochenmarktrecht frei zu benützen.

Nachfolger war wohl Zdenko Drštka, genannt Kolwin von Ramsperg, der als Burggraf in Bischofteinitz diese Stadt zweimal (1422 und 1431) heldenmütig und mit Erfolg gegen die Hussiten verteidigt hat. Der gleiche Kolwin von Ramsperg siegelte zusammen mit anderen böhmischen Baronen 1445 ein Schreiben, das Archidiakon Lukas von Teinitz dem Papst überbrachte, um von diesem zu erfahren, wen er auf den erzbischöflichen Stuhl in Prag berufen würde, nachdem der vom böhmischen Adel gewählte Utraquist Johann Rokyzana von Rom abgelehnt worden war.

Der Familie der Ramsperger begegnen wir in der Geschichte zum ersten Mal 1366 mit „Dobrohost miles de Ramsperk“. Die Wiege des Geschlechts stand wohl in Wostratschin bei Stankau, wo 1290 ein Zdeslaw von Wostratschin urkundlich genannt wurde. Die Nachkommen, die einen Widder im Wappen führten (daher Ramsperger), benannten sich auch nach dem Dorfe Kolwin und der Burg Drštka, die zu ihrem Besitz gehörten (Schmidt, Burgen Westböhmens 1, S. 20 f.).

Vermählt war Zdenko Kolwin von Ramsperg mit Margarete von Frumstein. Der Ehe entsprossen zwei Söhne, Dobrohost und Brzenko, die beim Tode des Vaters (1445) noch unmündig waren. 1456 wurde Dobrohost von Ramsperg auf Teinitz als Zeuge in einer Urkunde genannt. Bald darauf hätte er Teinitz beinahe verloren, da das Prager Domkapitel die Pfandherrschaft Teinitz-Hirschstein auflösen wollte. Der Tod des jungen Königs Ladislaus (1457) hatte dies jedoch verhindert. 1459 erhielt Dobrohost vom König Georg von Podiebrad Burg und Herrschaft Teinitz mit Hirschstein gegen 2000 Schock Groschen erneut verschrieben.

Während der folgenden Kämpfe um den sog. „Utraquistenkönig“ Georg, die man auch den „Zweiten Hussitenkrieg“ genannt hat, bemächtigte sich die königliche Partei – Taus z. B. war königstreu – des Städtchens Pobiezowicz und der Burg Neu-Ronsperg. Diesen Namen „Neu-Ronsperg“ überlieferte eine Urkunde des Hauptmanns von Taus Hensel von Ammerthal aus dem Jahre 1470. Stephan Dornsteiner wurde hier als Hauptmann im „Neuen Ronsperg“ erwähnt. Brzenko, Dobrohosts Bruder, habe diese neue Burg Ronsperg erbaut, da die alte verödet war. Aus welchem Grund die Burg verfallen war, ist nicht bekannt.

Offiziell erhielt das Städtchen den Namen Ronsperg mit der oben bereits erwähnten Urkunde vom 27. Februar 1502 (Codex luris Municipalis IV-3 Nr. 678), in der Dobrohost der Stadt auch andere Rechte gewährte, wie etwa die Übernahme des Teinitzer Stadtrechts (und damit des Nürnberger Rechts) und das Führen eines eigenen Stadtwappens.

In der böhmischen Geschichte spielte Dobrohost auch im Jahre 1471 eine gewisse Rolle, als er von Matthias von Ungarn, dem Gegenkönig Georgs von Podiebrad, zum königlichen Pokurator ernannt wurde. Nach dem Tode Georgs (1478) unterwarf er sich aber Wladisiaw II. In den folgenden Jahrzehnten schien er sein Interesse seinen Besitzungen gewidmet zu haben, vor allem Stadt und Burg Pobiezowicz-Ronsperg. Er baute bzw. erweiterte das Schloß und umgab die Stadt mit Mauern. 1490 ließ er die Marienkirche errichten. Sie wählte er auch als seine letzte Ruhestätte. Auf der Evangelienseite, also links vom Hochaltar, steht sein Grabstein mit folgender ins Deutsche übersetzten Inschrift: „Im Jahre des Herrn 1506 am 29. Mai verstarb der edle Baron des Königreiches Böhmen und Herr, Herr Dobrohost von Romssperg und in Teinitz, der Gründer dieser Burg, dieser Kirche und Stadt und Helfer bei der Ver- teidigung des christlichen Glaubens. Seine Seele möge ruhen in Frieden!.“

Dobrohost war zweifellos eine der bedeutendsten Gestalten der Geschichte der Stadt Ronsperg. Er hinterließ vier Söhne:  Wolf, Zdenko, Georg und Wenzel. Wolf bekam Teinitz, Zdenko erbte die Herrschaft Ronsperg und einen Teil von Hirschstein. Bereits im September 1506 wurde ihm vom König gewährt, die übrigen Teile der Herrschaft sowie das Recht über die Straße, die durch dieses Gebiet nach Bayern führt, von seinen Brüdern auszulösen.

Bald darauf aber versammelte Zdenko auf Hirschstein und in Ronsperg allerlei unruhige Leute und machte, im Einverständnis mit den gegen die Landesregierung sich empörenden Guttensteinern, die Gegend ziemlich unsicher. Deshalb besetzte Oberstburggraf Zdenko Lew von Rosenthal mit dem Aufgebot des Pilsner Kreises Stadt und Burg Ronsperg, belagerte, eroberte und schleifte die Burg Hirschstein (1510), die seitdem verödet war. Zdenko floh mit seinem Sohn Johann zu Dietrich von Guttenstein nach Flossenbürg in der Oberpfalz. Später wurde er amnestiert und kehrte nach Böhmen zurück, ohne aber seine Güter wieder zu bekommen. Diese wurden geteilt unter seine Brüder Wolf und Wenzel. Mit Wolf, der 1539 den gesamten Pfandbesitz Teinitz-Hirschstein an seinen Schwager Johann den jüngeren von Lobkowitz mit Zustimmung König Ferdinands I. abtrat, erlosch 1542 das alte Geschlecht der Ramsperger.

Die Herrschaft Ronsperg kam nun an Albrecht von Guttenstein. 1530 fand sich im Ronsperger Archiv die erste deutsche Urkunde, in der er der Stadt die alten Rechte bestätigte und ihr außerdem die Benützung der Teiche vor dem Teinitzer Tor zugestand, damit aus den Erträgnissen der Fischzucht die Tore und die Stadtmauern ausgebessert werden können.

1537 wurde die Herrschaft Ronsperg verpachtet. Um 1542/43 kauft die Witwe Heinrichs von Schwanberg – die Schwanberger zählten bereits zu dem eingedeutschten Adel Böhmens – die Herrschaft Ronsperg, zu der seit Dobrohost auch die Dörfer Metzling und Wonischen gehörten, und Hirschstein, das als Pfandgut auch nach der Zerstörung der Burg erhalten geblieben war, für ihre Söhne Peter, Bartholomäus und Johann. Hirschstein wurde aber vom Kammergericht auf eine Klage Wolfs von Ramsperg und seines Schwagers Johann von Lobkowitz wieder zur Pfandherrschaft Teinitz geschlagen und ging damit an Johann von Lobkowitz. Als 1548 der Besitz der Schwanberger unter die Brüder aufgeteilt wurde, begann mit Peter I. die Ronsperger Linie der Schwanberger.

Daß um diese Zeit die Wellen der Reformation auch nach Böhmen schlugen, zeigt uns ein Büchlein aus dem Jahre 1548, von dem leider nur der Titel überliefert ist. „Pacificus Wolffgang, Prediger zu Ramsperg in Behem, Ein newes, widerchristliches, calvinisch, Zwinglianisch, Schwenkfeldisch, Satanis etc. Interim überal in Teutschen Landen, in Polen und Behemen außgesprenget mit Widerlegung aus Gottes Wort zur warnung in den druck gegeben.“

Mit Peter von Schwanberg fand aber auch in Ronsperg die neue Lehre einen großen Förderer. Obwohl die Pfarrei zunächst katholisch blieb, rief er 1562 einen protestantischen Prediger ins Schloß.

Peter von Schwanberg starb 1575. Er wurde im Presbyterium der Kirche von Ronsperg beigesetzt. Seine Grabplatte bildete das Gegenstück zu der Dobrohosts von Ronsperg, des Gründers der Kirche, und trug die Umschrift: „Anno 1373. Am Tage St. Joannis Baptistae der wohlgeborene Herr Peter von Schwanberg auf Ronsperg, dem Gott genade!“

Erbe war der Sohn Johann Georg von Schwanberg. Er war 1548 in Haid geboren und wurde einer der führenden Männer des Protestantismus in Böhmen. Dieser Schwanberger war auch den Ronspergern ein recht wohlgesonnener Herr. Er bestätigte ihnen alle ihre bisherigen Privilegien und gewährte der Stadt auch das Recht, selbst Bürger zu ernennen.

1596 erwirkte er die kaiserliche Bestätigung dieser der Stadt Ronsperg gewährten Privilegien sowie das Recht auf einen zweiten Jahrmarkt. Derselbe Kaiser, nämlich Rudolf II., erteilte der Stadt das Vorrecht, mit rotem Wachs siegeln zu dürfen, und verlieh ihr ein neues Wappen. Zu dem Wappentier der Ramsperger kam nun das der Schwanberger. Es ist das bekannte Wappen von Ronsperg.

1611 erbte Johann Georg von Schwanberg den gesamten Besitz der Rosenberger (gemäß Erbvertrag von 1484) und wurde so der reichste böhmische Baron seiner Zeit. Er starb im Alter von 69 Jahren (1617) und fand wie sein Vater in der Ronsperger Pfarrkirche seine letzte Ruhestätte.

Auch sein Sohn und Erbe Peter II. nahm leidenschaftlich Anteil an den Auseinandersetungen seiner Zeit. Er soll zusammen mit seinem Schwager Wilhelm Popel von Lobkowitz auf Bischofteinitz am Fenstersturz in der Prager Burg (23. Mai 1618) beteiligt gewesen sein, der den Auftakt zum Dreißigjährigen Krieg bildete.

Als Vertreter des Herrenstandes gehörten beide zu den vom Landtag gewählten 30 Direktoren der vorläufigen Regierung Böhmens. Bei der Wahl eines neuen Königs setzte sich Peter von Schwanberg für Friedrich von der Pfalz ein. Nach dem Einzug des neuen böhmischen Königs in Prag (6. November 1619) wurde Peter Oberster Landrichter. Die Schlacht am Weißen Berg (8. November 1620) erlebte der Schwanberger nicht mehr. Er starb vorher an einem Schlaganfall.

Peter von Schwanbergs Stadt und Burg Ronsperg wurde noch kurz vor der Entscheidungsschlacht von kaiserlichen Truppen heimgesucht, das Grab des Vaters in der Ronsperger Kirche erbrochen und geplündert. Noch später erinnerte eine Tafel am Schloß an dieses traurige Ereignis, daß des Kaisers General Don Balthasar Marradas am 18. Oktober 1620 „dieße feste Burg belag(ert) und mit Gewalt genohmen“.

In der Konfiskationserklärung (26. April 1621) über die Güter derer, die am Aufstand teilgenommen haben und während des Aufstands verstorben sind, fand sich an erster Stelle der Namen“ Petern von Schwanberg“.

Ronsperg fiel an das Prager Jesuitenkolleg. Mit kaiserlicher Resolution vom 26. August 1623 ging die Herrschaft um 30 045 Schock Groschen Meißnisch an den kaiserlichen Kammersekretär Severin Thalo, einen gebürtigen Teinitzer. Severin Thalo war seiner Herkunft nach Tscheche. 1630 erhob ihn Ferdinand II. in den Ritterstand mit dem Prädikat „von Horstein und Ronsperg“. Mit Severin Thalo, der seine Bildung den Jesuiten verdankte, begann in Ronsperg die Gegenreformation. Der damaligen Zeit entsprechend wurden bei der Rekatholisierung oft recht drastische Methoden angewendet.

Wirtschaftlich suchte Thalo seine Untertanen, soweit es damals in der unsicheren Zeit des Dreißigjährigen Krieges möglich war, zu fördern. Auf der anderen Seite freilich versuchte er auch, was ebenfalls im Zuge der Zeit lag, die Bürger zu unfreien Leibeigenen herabzudrücken. Auf eine Beschwerde der Bürger hin bestätigte ihnen Kaiser Ferdinand II. wenigstens einige Teilfreiheiten.

Bei seinem Tode 1648 hinterließ Severin Thalo von Horstein und Ronsperg keinen männlichen Erben, so daß sein Geschlecht erlosch. Die Tochter Elisabeth Katharina war vermählt mit dem Reichsfreiherrn Johann Heinrich von Bedenberg, dem Präfekten der kaiserlichen Leibgarde, der dann bis 1652 im Besitz Ronspergs war. Nach dem Tode der Frau kam es zu Erbstreitigkeiten, bei denen Freiherr von Bedenberg Ronsperg verlor an Daniel Norbert Pachta von Rayhofen, dessen Gemahlin eine Verwandte von Severin Thalo war. Daniel Pachta besaß ausgedehnten Grundbesitz in Böhmen und war Kaiserlicher Rat, Geheimsekretär der Hofkanzlei und Burggraf des Königgrätzer Kreises. Unter ihm erhielt Ronsperg einen dritten Jahrmarkt (1655).

1667 vermählte sich Pachtas Tochter Anna Feliciana mit Freiherrn Matthias Gottfried von Wunschwitz, der meißnischem Adel entstammte, aber selbst schon 1632 in Prag geboren war. Sein Vater hatte als Katholik die Lausitz verlassen und war nach Böhmen gekommen. 1661 war Matthias Gottfried in den böhmischen Ritterstand und zwölf Jahre später in den Herrenstand aufgenommen worden. Er war ein sehr gebildeter und vor allem in Sprachen kenntnisreicher Mann, Reichshofrat und Hauptmann des Pilsner Kreises. Nach dem Tode seines Schwiegervaters (1682) übernahm er die Herrschaft Ronsperg. Er erweiterte das Schloß und errichtete das sog. Wunschwitzsche Haus auf dem Wenzelsplatz in Prag.

Ronsperg verdankt ihm und seiner Gemahlin das Armenhaus (Spital) mit der Kapelle „Mariae Heimsuchung“, ferner den Pfarrhof und die Friedhofskapelle. Die Wunschwitz ließen 1683 auch die bekannte Statue des hl. Johannes von Nepomuk auf der Karlsbrücke in Prag errichten. Auf Schloß Ronsperg gestaltete der Barockbildhauer Johann Brokoff nach einer Statuette von Matthias Rauchmüller das Modell für den Guß der Statue, der in der Glockengießerei Herold in Nürnberg ausgeführt wurde. Die Steinfigur am Oberen Ringplatz zu Ronsperg ist die erste Nachbildung dieses Urbilds vieler Nepomukstatuen in Europa.

Nach seinem Tode 1695 fand Matthias Gottfried von Wunschwitz seine letzte Ruhestätte in der Ronsperger Kirche. Erbherr war der Sohn Gottfried Daniel Freiherr von Wunschwitz. In der Folgezeit wechselte Ronsperg wiederholt den Besitzer.

Während des Österreichischen Erbfolgekrieges (1740-1748) befand sich im Schloß ein Spital für kaiserliche Truppen. 600 Mann wurden hier von einer Seuche dahingerafft und haben im Schloßpark ihr gemeinsames Grab gefunden. Ein Kreuz an der Schloßmauer gegenüber dem alten Friedhof erinnerte später noch daran.

Aus dem Jahre 1747 stammte die Urkunde, in der Kaiserin Maria Theresia der Stadt alle Privilegien bestätigte, die sie seit Kaiser Sigisrnund (1424 noch als Pobiezowicz) erhalten hatte.

1756 fiel die Herrschaft Ronsperg an Philipp Wilhelm Albert Reichsfreiherrn von Linker-Lutzenwick, Herrn auf Daustadt und Niedertiefenbach. Ihm hatte Ronsperg viel zu danken. Das Schloß erweiterte er durch den Bau der Orangerie (1767). Im Sinne des Merkantilismus, des damals herrschenden Wirtschaftssystems, förderte er vor allem die Leinenindustrie. Er erbaute in Ronsperg auch die erste Schule (1770).

Dieser tatkräftige Mann stand in Diensten des Kurfürsten von Trier. Er war kurfürstlicher Konferenzminister und Gesandter beim Reichstag in Regensburg. Dort verstarb er am 4. April 1779. Begraben liegt er in St. Emmeran in Regensburg.

Sein Sohn und Erbe Johann Franz Freiherr von Linker führte die Verwaltung der Herrschaft ganz im Sinne seines Vaters weiter. Durch Kauf gelangte Graf Anton Josef Adalbert Thun-Hohenstein, k. k. Kämmerer und Ritter des St. Leopoldsordens, 1805 in den Besitz der Herrschaft Ronsperg mit Wasserau und Bernstein am Wald. Die Thun waren ein altes Adelsgeschlecht, dessen Wiege in Südtirol stand. Schon vor dem Tode des Grafen Anton Thun (1840) übernahm sein Sohn Leopold die Herrschaft. Er gestaltete den Schloßgarten in einen englischen Park um und ersteigerte 1843 das Gut Stockau – ein Klostergut, unter Joseph II. 1785 säkularisiert -, zu dem auch St. Georgen und Tannawa gehörten.

Nach dem Revolutionsjahr 1848 wurden die Gemeinden autonom. Auch in Ronsperg wurde daher 1850 zum ersten Mal der Gemeindeausschuß (später Gemeinderat) gewählt, ebenso der Bürgermeister. Bis dahin wurden Bürgermeister, Syndikus, Steuereinnehmer und zwei Gerichtsbeisitzer, die das Stadtregiment bildeten, vom Grundherrn ernannt. In dieser Zeit erhielt Ronsperg auch ein k. k. Bezirksgericht und ein k.k. Steueramt.

1864 verkaufte Graf Thun den Gesamtbesitz Ronsperg mit Wasserau und Bernstein sowie das Gut Stockau um eine Million Gulden an den Reichsgrafen Franz Coudenhove. Dieser erwarb dazu 1869 noch die Herrschaft Muttersdorf mit Schwanenbrückl und in Oberösterreich Schloß Ottenheim sowie Besitzungen in Ungarn. Das Geschlecht wurde 1240 mit „Theodoricus miles de Koudenhove“ erstmals erwähnt und zählte zum nordbrabantischen Uradel.

Seit 1790 waren die Coudenhove Reichsgrafen. Diese Linie der Coudenhove erhielt 1842 das böhmische Inkolat. Franz Coudenhove war vermählt mit Maria von Kalergi. Beider Sohn Heinrich war lange Zeit als k. u. k. Legationssekretär bei der Botschaft in Tokio tätig, wo er sich mit Mitsu (Maria Thekla) Aoyama aus einem altjapanischen Geschlecht vermählte. Noch in Tokio wurden ihnen zwei Söhne, Johannes und Richard, geboren. Einige Jahre nach dem Tode seines Vaters (1893) kam Graf Heinrich nach Europa zurück und übernahm die Herrschaft in Ronsperg. Nun fügte er seinem Namen den der Mutter bei und nannte sich Coudenhove-Kalergi. In Ronsperg gingen aus der Ehe noch zwei Söhne, Gerold und Karl Heinrich, und drei Töchter, Elisabeth, Olga und Friederike, hervor. Bereits 1906 starb Graf Heinrich eines plötzlichen Todes. Erbe war der älteste Sohn Johannes. Er übernahm nach Erreichung der Volljährigkeit die Verwaltung seiner Besitzungen, die nur mehr die Herrschaften Ronsperg und Muttersdorf umfaßten. Die außerböhmischen Güter waren inzwischen verkauft worden. Kurz vor dem Ende des Weltkrieges wurde Graf Johannes das Prädikat „von Ronspergheim“ verliehen.

Durch die tschechische Bodenreform verlor er neben einigem anderen Grundbesitz vor allem den Meierhof Muttersdorf, der einem Tschechen zugeteilt wurde. Ein besonderes Anliegen war dem Grafen Johannes der Ausbau und die Modernisierung des Ronsperger Schlosses. Er starb am 29. Januar 1965 in Regensburg.

Aus dem letzten Jahrhundert waren den älteren Leuten einige Naturkatastrophen noch in lebhafter Erinnerung. So brachte der August des Jahres 1879 einen gewaltigen Wolkenbruch, der mit Hagelschlag verbunden war. Nicht nur die ganze Ernte auf den Feldern wurde vernichtet, auch die Piwonka trat über ihre Ufer und zerstörte eine neue steinerne Brücke (wohl Faberbruck) und 3 Häuser, während 70 weitere mehr oder minder starke Flutschäden erlitten. Ein Mann fand bei dem Hochwasser den Tod. Am 20. November 1891 wurden bei einem Großfeuer in der Brunnengasse (Zigeunergaß) 5 Wohnhäuser und 11 Scheunen ein Raub der Flammen. Wegen des gerade herrschenden Sturmes habe das Feuer rasch um sich gegriffen; brennende Strohbüschel seien bis in die Gegend von Metzling geflogen, so erzählte man sich noch Jahrzehnte später. Ein Austrägler fand dabei den Tod.

Auch die Kriege forderten von Ronsperg ihren Tribut. 1866 war es vor allem Geld, wenn auch die ungeheure Summe von 7000 Gulden, die Ronsperg als Beitrag zur Kriegsteuer an Preußen zu zahlen hatte. Im Weltkrieg kam zu den wirtschaftlichen und finanziellen Leistungen der Verlust von über 50 Männern der Gemeinde. Zu ihrem Gedächtnis wurde das Kriegerdenkmal errichtet.

Im Herbst 1918 marschierten die Sokoln ein. Wie überall in Böhmen wurde auch bei uns das Denkmal Josephs II. gestürzt. Es stand einst auf dem Schulberg. Diesen Kaiser, der die Leibeigenschaft aufhob und für Toleranz eintrat, hatte gerade die Bevölkerung auf dem Lande in besonders dankbarer Erinnerung. In das bisher rein deutschen Ronsperg kamen nun tschechische Beamte. Es begann die Zeit der nationalen Spannungen und die Verteidigung deutscher Sprache und Kultur.

Einen weiteren wesentlichen Einschnitt bildete im Oktober 1938 der Anschluß an das Reich. Manche Hoffnung zerrann, als ein knappes Jahr später der Krieg allmählich alles in seinen Strudel riß. Über 120 Opfer forderte dieses rnörderische Ringen von Ronsperg.

Entwicklung der Stadt

Wenn die Angaben von Schaller zutreffen, so war die erste Burganlage dort zu suchen, wo der Pfarrhof und das ehemalige Gebäude der Volksbank standen. Der Kern der Siedlung Pobiezowicz lag wohl am Fuße der Burg, und zwar um den Unteren Ringplatz.

Als das Dorf 1424 zum oppidum erhoben wurde, erhielt es wahrscheinlich zum erstenmal eine Befestigung. Die Burg selbst soll um die Mitte des 15. Jahrhunderts verödet gewesen sein. Sie wurde, wie erwähnt, als Neu-Ronsperg von Dobrohosts Bruder Břeněk weiter auf der Höhe wieder aufgebaut, wo heute das Schloß steht.

Neben dem Bau der Kirche und der Erweiterung der Burg ging auf Dobrohost auch der Ausbau der Stadtmauer zurück. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts, als Johann Georg von Schwanberg Besitzer war, wurden bereits Vorstädte erwähnt.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stellte man in Ronsperg eine Zunahme des deutschen Bevölkerungsanteils fest. Zunächst weitgehend tschechisch besiedelt, erhielt die Stadt um 1600 eine deutsche Mehrheit. Zur gleichen Zeit begannen auch die deutschen Eintragungen im Grundbuch, 1635 waren sie rein deutsch (Kuhn II S. 284). Als die Herrschaft 1623 an Severin Thalo verkauft wurde, wohnten in Ronsperg 70 „Angesessene samt Häusler“, die der Obrigkeit jährlich für das Braurecht und die Entlassung aus der Untertänigkeit Zins zahlten.

Der Dreißigjährige Krieg brachte neben Überfällen und Plünderungen 1632 eine große Brandkatastrophe. Daß die Bevölkerung Ronspergs durch den Krieg und seine Folgen schwere Verluste erlitten hatte, zeigen die Angaben der „Rulla“ (1654). Für die Stadt nannte sie nur mehr 12 größere Hauswirte, 7 Chalupner und 23 Gärtner (Häusler). Außerdem waren kurz vorher 1 Chalupner und 4 Gärtner neu angesiedelt worden. 24 Anwesen waren noch verödet.

Durch die Garn- und Leinwandbleicher dehnte sich die Stadt im Laufe des 18. Jahrhunderts vor allem im Gebiet des Hütplatzes aus. 1770 erhielten alle Gebäude der Stadt Hausnummern, die der christlichen Bewohner arabische, die der Juden römische (bis 1926). Ins 18. Jahrhundert reichte auch die Mariengasse (Strohhäusl) zurück. 1815 wurde die Spitalkapelle renoviert und von dieser Zeit an fanden dort regelmäßig Gottesdienste statt. Bis zuletzt wurde das Patrozinium der Spitalkapelle Mariä Heimsuchung als „Strohhäuslfest“ in diesem Stadtteil gefeiert. Hier hatte sich ein Stück Vorstadttradition erhalten. Schon unter den Freiherrn von Linker wurde damit begonnen, Teile der Stadtmauer, die bei dem damaligen Stand der Kriegstechnik ihren Sinn verloren hatte, abzubrechen. Um 1840 ebnete man Mauern, Wälle und Gräben völlig ein.

Schaller gab in seiner Topographie Böhmens aus dem Jahre 1789 für Ronsperg mit St. Georgen und Wellowitz 128 Hausnummern an. Fünf Jahrzehnte später (1839) berichtete Sommer bereits von 222 Häusern und 1928 Einwohnern. Von da ab stieg die Zahl der Bewohner wie der Häuser bis zur Jahrhundertwende nur mehr leicht an. 1913 hatte Ronsperg 261 Häuser und 2104 Einwohner. Für die folgende Zeit ist auffallend, daß zwar die Bevölkerung zurückging, die Stadt sich aber trotzdem in der Fläche rapide ausdehnte. Besonders in den beiden Jahrzehnten zwischen den Kriegen vergrößerte sich Ronsperg nach Nordwesten hin (Neues Viertel) und entlang der Straßen nach Hostau, Trohatin, Münchsdorf, Wilkenau und Wottawa. Nachdem 1926 das eben errichtete Lagerhaus beim Bahnhof mit der Hostauer Straße verbunden worden war, stand auch hier zwischen dieser Verbindungsstraße und der Bahnlinie bald eine lückenlose Reihe moderner Häuser. 1939 zählte Ronsperg 379 Hausnummern und 1990 Einwohner.

Den Bahnhof hatte Ronsperg seit dem Bau der Eisenbahnlinie Stankau-Ronsperg im Jahre 1900, der 1910 die Strecke Taus-Tachau folgte. Bereits 1894 war unterhalb des Gerichtsgebäudes die neue Volksschule errichtet worden. 1912 baute der Spar- und Vorschußverein (später Volksbank) am Oberen Ringplatz, der von zahlreichen, recht interessant gestalteten alten Giebeln umsäumt war, an der Stelle eines Branntweinausschanks, des sog. Brotladens, und der alten Schule ein modernes Geschäftsgebäude.

1923 erhielt Ronsperg den Anschluß an das Stromnetz. Aus etwa der gleichen Zeit stammte auch die heutige Gestalt der „Faberbruck“. Bis um die Jahrhundertwende mußte jedes Fahrzeug, das die Brücke passierte, Maut zahlen (Brückenzoll 5 Kreuzer). In die dreißiger Jahre fiel der Ausbau des Schloßturmes und der Erwerb der Maa-Wirtschaft durch Graf Coudenhove, der sie zum „Hotel Hubertus“ umbaute. Im Osten der Stadt errichtete 1936/37 der Orden der Borromäerinnen neben der um 1900 erbauten Mädchenschule ein für die damalige Zeit hochmodernes Bürgerschulgebäude. Weit außerhalb des Ortes in Bahnhofsnähe hatten die Tschechen ein eigenes Schulhaus gebaut.

Wirtschaflliche Verhältnisse

Ackerbau war und blieb lange die einzige Grundlage der Wirtschaft. Die Umgebung war fruchtbares Acker- und Wiesenland. Da in den fruchtbaren Ebenen Böhmens meist Tschechen siedelten, war es nicht verwunderlich, daß auch Ronsperg zunächst tschechische Bewohner hatte. So steckte wohl in dem Flurnarnen „Ouderl“ das tschechische Wort údoli=Tal (Gegensatz „Am Berg“). Der „Vogelherd“ wies hin auf den Vogelfang, der im Mittelalter eine große Rolle spielte. Der Flurname „Galgenberg“ wiederum erinnerte daran, daß bis weit in die Neuzeit hinein (1765) die Blutgerichtsbarkeit bei der Stadt bzw. dem Stadtherrn lag.

Angebaut wurde vor allem Getreide. Der Flurname „Im Hopfengarten“ läßt vermuten, daß auch einige Zeit Hopfen gepflanzt worden ist. Vorherrschend waren, wenn man vom herrschaftlichen Meierhof absieht, neben einigen mittleren Höfen vor allem kleine Betriebe.

In früherer Zeit war auch die Fischzucht für die Stadt Rünsperg ein wesentlicher Faktor. Im 16. Jahrhundert wurden Teile des Stadtgrabens beim Teinitzer Tor in Fischteiche verwandelt und beim Deutschen Tor fand der Graben für zwei Fischbehälter Verwendung. Im Jahre 1623 waren bei der Herrschaft Ronsperg 17 Teiche mit 102 Schock Karpfeneinsatz.

Das Braurecht spielte sehr früh eine Rolle. Wenn nicht schon vorher, so besaßen ganz sicher im Jahre 1502 die Bewohner von Ronsperg das Recht, Bier zu brauen. Das Braurecht war an Bürger der Stadt vergeben, die gemeinsam als „Brauerzunft“ oder „Brauerbrüderschaft“ in einem eigenen Brauhaus Bier herstellten, und zwar braute einer nach dem anderen (Reihenbrauen). Im bürgerlichen Brauhaus durfte nur Gerstenbier erzeugt werden. Wann das Braurecht der Bürger verloren ging, ist nicht bekannt. 1839 war nur mehr ein städtisches Wirtshaus genannt. Wo einst das bürgerliche Brauhaus stand, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Bekannt dagegen war noch die herrschaftliche Brauerei im „Austria“ (Haus Nr. 35) in der Judengasse. Bereits 1537 wurde das Brauhaus erwähnt. Es erzeugte Gersten- und Weizenbier. Am Ende des vergangenen Jahrhunderts braute Herr Langschur im Austria als Pächter, das herrschaftliche Brauhaus befand sich in Stockau.

Im 19. Jahrhundert fand sich vor der Stadt beim Teinitzer Tor eine Branntweinbrennerei auf dem Gelände des Klosters bzw. der Bürgerschule. Sie war Eigentum der Herrschaft.

Der Hebung des Handels diente im Mittelalter die Verleihung des Marktrechtes. Das Recht auf den Josephi-Markt erwirkte 1590 Johann Georg von Schwanberg bei Kaiser Rudolf II. Unter Daniel Pachta erteilte Ferdinand III. am 8. Februar 1655 der Stadt das Privileg für einen dritten Jahrmarkt. Wann der vierte und fünfte Jahrmarkt bewilligt wurden, war aus den Quellen nicht ersichtlich. 1839 gab es erst vier, zuletzt aber hatte Ronsperg fünf Jahrmärkte.

Das 18. Jahrhundert bewirkte auch in Ronsperg einen gewerblichen Aufschwung. Eine Papiermühle stand bereits seit der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg im Osten der Stadt. Die erste uns bekannte urkundliche Nachricht stammte aus dem Jahre 1693, wo Tobias Oranus Besitzer war (Český Časopis Historický 1921, S. 167). 1839 soll sie abgebrannt und von dem damaligen Besitzer Tichy wieder aufgebaut worden sein. Zuletzt hatte sie dessen Sohn betrieben. Erzeugt wurde vor allem Packpapier. Mit 6 Beschäftigten hatte der Betrieb eine Tageskapazität von 5-10 Zentnern. Um die Jahrhundertwende wurde das Papier noch per Achse bis nach Nürnberg und Fürth geliefert. 1916 wurde der Betrieb eingestellt. Die Gebäulichkeiten erwarb Graf Coudenhove und begann dort mit der Erzeugung von Holzschindeln. Zuletzt befand sich in dem Gebäude eine Reinigungsanlage für Saatgetreide und ein Trockenboden.

Philipp Freiherr von Linker, der 1756 die Herrschaft übernahm, förderte besonders die Leinenerzeugung. In dieser Zeit war eine Ronsperger Manufaktur für „leinene Bandeln“, wie es in einem Bericht aus dem Jahre 1756 an die Wiener Hofkammer wörtlich hieß, „in großen Abfall geratet“ (Bohemia Bd. 5 S. 195). 1765 erwirkte er bei Kaiserin Maria Theresia für den Absatz von Garn und Leinen einen eigenen Wochenmarkt, womit wohl vor allem die ansässigen Weber gefördert werden sollten. Zu den Webern kamen damals noch die Bleicher, die besonders im Westen der Stadt unweit der Piwonka günstige Voraussetzungen für ihr Gewerbe fanden.

1789 berichtete Schaller von 8 bzw. 14 Leinwand- und Garn-Hausbleichen, während die Herrschaft, zu der damals Wilkenau, Metzling, Wonischen, Wottawa, Altparisau, ein Teil von Gramatin und Linz gehörten, 11 und die Stadt Ronsperg 18 Webstühle zählte. Die ausgedehnte Leinwanderzeugung brachte es mit sich, daß die Ronsperger gerne leinene Mäntel trugen. Sie erhielten deshalb von den Bewohnern der Umgebung den Spitznamen „Leinamantel“. Neben dem Weben und Bleichen war die Spitzenklöppelei ein weiterer recht verbreiteter Nebenerwerbszweig. Nach Schaller waren auf dem Gebiet der Herrschaft Ronsperg 172 Klöppler tätig, und zwar „größtenteils Weibsbilder“. Sommer gab gegen 200 Klöppler an.

Johann Franz Freiherr von Linker errichtete 1786 eine Wollenzeugmanufaktur, wo er neben Seidenbändern vor allem Wollgürtel herstellen ließ. Sie arbeitete mit 13 Stühlen. Beschäftigt waren 2 Meister, 6 Gesellen, 5 Lehrlinge und 8 Gehilfen (Schaller). Da die Manufaktur nicht florierte, verkaufte Freiherr von Linker sie schon 1788 an eine ähnliche Fabrik in Neugedein (Bohemia Bd. 6 S. 279).

An weiterer Industrie gab es in Ronsperg einen Kupferhammer, der am Ende des 18. Jahrhunderts belegt war. Bis wann er in Betrieb war, ist unbekannt, doch in der „Hammermühle“ auf dem Weg nach Schüttwa, und in der Bezeichnung „Hammerbach“ für die Piwonka lebte die Erinnerung an diesen Kupferhammer weiter. Neben dem ehemaligen Kupferhammer stand die Herrenmühle. Diese wurde 1901 vom damaligen Besitzer Vogel, der nach Amerika auswanderte, an Johann Andreas Zieglers Söhne verkauft. Diese bauten sie zu einem Spiegelschleif- und Polierwerk um. Als dieses 1928 stillgelegt wurde, erwarb Georg Tauer das Gebäude und richtete ein Sägewerk für Kistenbretter ein.

Eine wesentlich größere Bedeutung als heute besaß in der vorindustriellen Epoche das Handwerk. Es gab neben den später noch bekannten und betriebenen Gewerben manche, die ihre Existenzgrundlage verloren. Schaller (1789) nannte z. B. in der Stadt Ronsperg noch drei Büchsenmacher und auf der Herrschaft einen Knöpfemacher. 1789 fanden sich ein Schwarz- und Schönfärber, 1839 zwei Schwarzfärber. Die „Faberbruck“ hatte die Erinnerung an dieses Gewerbe erhalten. Neben der Brücke hatte bis an die Jahrhundertwende Friedrich Görber eine Färberei betrieben.

Ausgestorben war auch das Handwerk des Nagelschmieds. 1839 war bis kurz vor dem Weltkrieg in der Stadt noch ein einziger. Bis in die Achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts arbeiteten in Ronsperg zwei Kupferschmiede. Auch im Jahre 1789 waren nur zwei Kupferschmiede genannt worden.

Der Hausname „beim Seifensieder“ für das Anwesen Nr. 106 (Jandik) in der Brunnengasse erinnerte an ein heute ebenfalls unbekanntes Gewerbe. Ein Wachszieher und Lebzeltner aber hatte bis zum zweiten Weltkrieg gearbeitet. Ein Kürschner, ein Seiler, ein Töpfer, ein Drechsler, ein Binder, zwei Feilenhauer und zwei Kammacher, heute keine gängigen Berufe mehr, waren auch den jüngeren noch in guter Erinnerung.

Auch Gerbereien als Handwerksbetriebe waren später so gut wie verschwunden. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gab es in Ronsperg einen Weißgerber und einen Lohgerber. Zuletzt bestand noch die Gerberei Mandler (vormals Winternitz). Zur Belegschaft des Betriebs zählten immer 4-5 Arbeiter.

1870 errichtete Josef Kraus im Hause Nr. 65 ein Wasserkraftwerk, mit dem Schmirgel gestampft wurde, daher der Hausname „Schmergel“. Der Schmirgelstein wurde zwischen Hoslau und Natschetin abgebaut, in dem Werk fein gestampft, in Fässer abgefüllt und mit Pferdefuhrwerken bis in die Steiermark in Waffenfabriken geliefert, wo er als Schleifmittel Verwendung fand. 1902 wurde dieser Betrieb stillgelegt. Mit dem Wasserkraftwerk hat Josef Kraus seit 1875 auch eine Lohmühle betrieben, die Fichtenrinde zu Lohe verarbeitete. Diese Lohmühle wurde bis 1927 weitergeführt.

Im Jahre 1895 errichtete Simon Mandler in der Brunnengasse eine Filzschuhfabrik (Potschelfabrik). Liebscher gab 1913 eine Produktion von täglich 50 Dutzend Filzschuhen an.

Nach 1930 blieb Ronsperg nur mehr ausgesprochene Standortindustrie: Spatmühlen, deren Voraussetzung die reichen Feldspat- und Quarzvorkommen unserer Gegend bildeten, Ziegelhütten, die an Lehmvorkommen gebunden waren, und Sägewerke.

Um 1900 erwarb Sigmund Mandler von den Geschwistern Beck („Wanzmühlweiber“) die Tanzmühle (im Volksmund „Wanzmühle“) und richtete hier eine einfache Spatmühle ein.

Zunächst arbeitete man mit einem Koller. Schließlich erweiterte Sigmund Mandler die Mühle und verwendete Trockentrommeln. Liebscher nannte sie 1913 schon eine der größten Spatmühlen in Österreich. Franz Mandler, Sohn und Erbe, baute den Betrieb weiter aus, zu dessen Belegschaft etwa 30 Personen gehörten. 1925 errichtete auch Erasmus Gebl ein modernes Feldspat- und Quarzwerk. Seit 1907 besaß er bereits eine Zementwaren- und Kunststeinerzeugung. Seit 1922 stellte er in seiner Schlosserei auch Maschinen für Zementfabriken her, wie Rohrformen, Pressen, Schleif- und Mischmaschinen. Ein Projekt der Firma Siemens, in den dreißiger Jahren in Ronsperg ein Werk zur Herstellung von Isolatoren zu bauen, ist leider gescheitert.

Schon lange stand an der Straße nach Wottawa die herrschaftliche Ziegelhütte. Sie produzierte noch im Handbetrieb mit einem Feldofen. An dem Weg nach Sadl befand sich eine Ziegelei. Sie war schon 1908 als Dampf- und Ringofenziegelei ausgebaut worden. In ihr waren 25 Personen beschäftigt.

 
Ämter

1849 erhielt Ronsperg ein k. k. Bezirksgericht (seit 1939 Amtsgericht) und ein k. k. Steueramt. Als um 1927 das Steueramt nach Bischofteinitz verlegt wurde, zog in die freigewordenen Räume des Gerichtsgebäudes die Stadtverwaltung ein, die bis dahin im „Alten Rathaus“ am Schulberg war. 1851 wurde das k.k. Postamt eingerichtet, das nach 1912 in das neue Gebäude des Spar- und Vorschuß-Vereins einzog. Das Telegrafenamt wurde (nach Liebscher) 1886 errichtet. Seit 1901 hatte Ronsperg eine Apotheke.

Kirche und Pfarrei

Burg und Ort Pobiezowicz gehörten ursprünglich zur Pfarre Rokošin, einem Dorf, das beim früheren Meierhof St. Georgen lag. Es wurde bereits 1186 erwähnt, war aber seit dem 16. Jahrhundert Wüstung (Roubik). Rokošin war Besitz des Klosters Stockau. Obwohl das Dorf schon lange verödet war, soll hier bis nach der Säkularisation des Klosters (1785) eine St.-Georgs-Kirche gestanden sein, der der Meierhof seinen Namen verdankte.

Unter Dobrohost von Ramsperg erhielt die Stadt 1490 die Marienkirche. Aus dieser Zeit stammte der Chor mit dem Epitaph des Gründers und dem Grabstein Peters von Schwanberg, sicher auch das gotische Taufbecken. Selbständige Pfarrei wurde Ronsperg damals nicht, sondern kam wohl zu Metzling. Auch dort hatte Dobrohost eine Kirche erbaut, deren Patronatsrechte bei der Ronsperger Herrschaft lagen. 1562 hatte Peter von Schwanberg, wie erwähnt, den ersten lutherischen Prediger ins Ronsperger Schloß gerufen. 1570 beschwert sich Pfarrer Vitatis beim Archidiakon in Teinitz, daß Peter ihm den Zehnten verweigere, wenn er nicht den deutschen Lutheranern diene. Am 28. November 1570 verbot der Erzbischof von Prag dem protestantischen Prediger ausdrücklich das Betreten der Kirche. Am 29. Juli 1572 führt aber Peter persönlich den lutherischen Geistlichen in die bislang katholische Kirche von Ronsperg. 1573 setzt er auch in Metzling einen protestantischen Pfarrer ein. Ronsperg wurde weitgehend evangelisch. Diejenigen, die noch Katholiken blieben, wurden von den Mönchen der Pfarrei Schüttwa betreut.

Nach der Schlacht am Weißen Berg führte, wie erwähnt, Severin Thalo von Horstein die Gegenreformation durch und stellte den katholischen Gottesdienst wieder her. Dazu rief er Augustiner aus Stockau. Jeden dritten Sonntag war in Ronsperg Gottesdienst, bis Anna Feliciana von Wunschwitz den damaligen Pfarrer von Metzling Andreas Opplbach am 16. Oktober 1698 vertraglich verpflichtete, jeden Sonn- und Feiertag in Ronsperg eine Messe zu halten bzw. halten zu lassen. Der Pfarrer von Metzling mußte also einen Kaplan anstellen. Bereits 1680 hatte Baron Wunschwitz den Pfarrhof errichtet, damit die Geistlichen, wenn sie in Ronsperg zu tun hatten, auch bequem hier wohnen konnten. Damit auch das Pferd versorgt werden konnte, mit dem der Pfarrer oder sein Kaplan aus Metzling geritten kamen, schenkte Feliciana der Metzlinger Pfarrei in Ronsperg zwei Wiesen und das „alte Teichel unweit der Mühle“ (Liebscher).

Seit 1725 hatte Ronsperg ständige Administratoren. Eigene Kirchenbücher wurden jedoch bereits seit 1655 geführt. 1772 wurde es schließlich auch kirchenrechtlich eine selbständige Pfarrei. Seit 1784 umfaßte sie neben der Stadt die Meierhöfe St. Georgen und Wellowitz sowie die Dörfer Wilkenau und Kleinsemlowitz. Während Wilkenau bereits seit Gründung der Pfarrei zu Ronsperg gehörte, kam Klein- semlowitz erst 1784 dazu. Kleinsemlowitz war bis 1784 bei der Pfarre Schüttwa. Die Kirche erstand in ihrer heutigen Gestalt am Ende des Dreißigjährigen Krieges. Das Presbyterium trug bis zuletzt noch, wenn auch abgemacht und bemalt, gotische Gewölberippen. Zwei Türme bildeten den Abschluß der Westfassade. (Der südliche Turm wurde 1902 abgetragen, da man ihn für baufällig hielt.)

Die Innenausstattung ist barock. Wie eine Inschrift am rechten Seitenaltar, dem Auferstehungsaltar, uns sagt, war er eine Stiftung von Johann Heinrich von Bedenberg aus dem Jahre 1653. Das Altarblatt zeigt die Auferstehung Christi, der Altaraufbau ist schlichtes Frühbarock. Aus derselben Zeit stammt der Hochaltar, der aber, ebenso wie die Kanzel, die Daniel Pachta stiftete, recht steif wirkt. Die Hauptfiguren des Hochaltars sind Maria mit dem Jesuskind, der hl. Josef und der hl. Herzog Wenzel. Der linke Seiten- altar zu Ehren der schmerzhaften Mutter Gottes ist wesentlich jünger und entstand unter dem Pfarradministrator Fischer (1743-1746). Eine historische Glocke aus dem Jahre 1650 überstand beide Weltkriege.

Die Kirche besaß auch eine Barockorgel mit zwölf klingenden Stimmen. Diese wurde 1911 durch eine neue pneumatische Orgel ersetzt. Kurz nach 1900 erhielt die Kirche ein neues Pflaster und farbige Glasfenster. Unter Dechant Šanda wurden die durch den Weltkrieg verlorenen Glocken ersetzt und die Decke durch Kassetten aus Eichenholz erneuert. Pfarradministrator Johann Thema ließ die Kirche gründlich renovieren (Fresken von Alfred Offner). Ein gebürtiger Schwabe, Dr. Matthäus Barfüßler, war am Ende des Krieges letzter Pfarrer in Ronsperg.

Dem böhmischen Landesheiligen Prokop war eine alte Kapelle auf dem Weg nach Wottawa geweiht. Nach den Marienerscheinungen in Lourdes 1858 wurde auch in Ronsperg eine Lourdes-Kapelle errichtet. Sie stand an der Münchsdorfer Straße und war ursprünglich aus Holz. Nach dem Hochwasser von 1879 wurde sie von der Familie Turba mit Spenden aus der Bevölkerung in ihrer späteren Form erbaut. Die Ölberggruppe beim alten Friedhof stammte wohl aus der Zeit des Barock. Als sich um die Jahrhundertwende der alte Friedhof (1857 schon einmal erweitert) als zu klein erwies, wurde 1902 an der Straße nach Hostau ein neuer angelegt. Auch er mußte 1925 nach Osten hin vergrößert werden. Ronsperg hatte auch eine Niederlassung der „Schwestern der Liebe vom hl. Karl Borromäus“.

Vereinsleben

Um 1870 wurde in Ronsperg ein Lese- und Unterhaltungsverein gegründet, der über eine vielseitige Bibliothek verfügte und mit Theateraufführungen an die Öffentlichkeit trat (bis etwa 1919).

Mittelpunkt der Geselligkeit in den zwanziger und dreißiger Jahren war der Gesangverein. Er wurde bereits 1890 ins Leben gerufen und pflegte den Männergesang. Der Verein hatte auch einen gemischten Chor und ein Salonorchester. Einen besonderen Aufschwung nahm der Verein, als Karl Reimer um die Jahrhundertwende als Lehrer nach Ronsperg kam. Er stellte aus talentierten jungen Leuten ein Blasorchester auf. Einen wesentlichen Beitrag zu dem gerade um 1900 regen Musikleben in Ronsperg leisteten auch einige damalige Studenten (Rudolf Leberl, Anton Dvoraček, Karl Wukasinowitsch).

In der Mitte der dreißiger Jahre erreichte die Musikpflege in Ronsperg einen neuen Höhepunkt mit der Gründung der „Böhmerwaldharmonie“. Von 1935-1942 hatte die Böhmerwaldharmonie eine ganze Reihe von Konzerten gegeben. Dirigent war Franz Rothmeier, ein gebürtiger Natschetiner. Neben dem Blasorchester bestand aber auch ein 32 Mann starkes Streichorchester. Ein Streichquartett pflegte vor allem Hausmusik.

Am 1. Mai 1921 wurde der Turnverein gegründet. Der Verein hatte großen Zulauf, und geturnt wurde im Austria-Saal. Die turnerische Leitung lag fast zehn Jahre lang in den Händen von Lehrer Ernst Bauer (seit 1926 auch Gauturnwart des Westböhmischen Turngaus). Anfang der dreißiger Jahre wurde ein eigener Fußballverein gegründet, der Deutsche Fußballclub Ronsperg. Ihm stellte Graf Coudenhove die Häuslwiese als Sportplatz zur Verfügung. Bei zahlreichen Gelegenheiten hatte die Freiwillige Feuerwehr ihre Einsatzbereitschaft unter Beweis gestellt. Sie hatte zusammen mit dem Veteranenverein viel zum Glanz der Feste und kirchlichen Prozessionen beigetragen.

Für Unterhaltung sorgte in Ronsperg auch der Verein der Kriegsverletzten mit seinen Kinovorstellungen. Etwa 1920 zeigte er im Austria-Saal den ersten Stummfilm. Später wurden die Filme im Hubertus-Saal vorgeführt. 1938 wurde das Kino von der Stadt übernommen und von Sekretär Anton Neumann als Pächter betrieben. Auch der Bund der Deutschen und der Deutsche Kulturverein hatten in Ronsperg aktive Ortsgruppen.

Nach Franz Bauer