Trohatin

Trohatin [Drahotín]

Knapp 3 km nordwestlich von Ronsperg erhob sich zwischen dem 480 m hohen Steinhügel im Südosten und dem 600 m hohen Schmalzberg im Nordwesten das stattliche Bauerndorf Trohatin, 1945 85 Häuser mit 419 Einwohnern zählend.

Dr. Ernst Richter vermutete, daß der Ortsname vom Personennamen Drahota abgeleitet werden kann und nannte ihn uns erstmals für das Jahr 1635, während ihn Johann Gröbner schon für 1268 bezeugte. Wahrscheinlich ist, daß Trohatin aber noch bedeutend älteren Ursprungs war und früher mit Berg, Hoslau und Natschetin ein eigenes Gut bildete, ehe es den Besitzern der Burg Hirschstein gehörte und 1539 zur Teinitzer Herrschaft Lobkowitz kam.

1587 meldete uns das Urbar der Lobkowitzer Herrschaft Trohatin schon mit 31 Höfen. Geringfügig änderten sich auch nur die damals wohl etwas verstümmelt wiedergegebenen Hofnamen, die es bis 1946 in Trohatin gab- Klauzar = Kloza, Walenta = Walesch, ffolta = Honsfolta, ffenzl = Honsfenzl, Rychtarz = Richter. Die Trohatiner waren in jener Zeit verpflichtet, das Heu auf der vorderen Wiese unter der Stadt Teinitz zu mähen und einzubringen, die Natschetiner hatten ihnen dabei zu helfen. Ferner waren die beiden Orte verpflichtet, das reife Getreide auf drei Feldern bei dem Teinitzer Hof zu schneiden, zu binden und zusarnmenzuführen. Der Richter von Trohatin, der die Aufsicht dabei führte, erhielt 24 Groschen und (oder?) 3 Strich Korn. Die ehemaligen großen Fischteiche in der Gemeinde Trohatin, die nach dem ersten Weltkrieg in Privatbesitz übergingen, zeugten vom noch langen Einfluß der Teinitzer Herrschaft Trauttmansdorff.

1789 hatte Trohatin 51 Nummern, 1839 60 Häuser mit 481 Einwohnern und hatte, nach Berg eingepfarrt, auch schon 2 Wirtshäuser. 1913 betrug die Zahl der Häuser 75, die der Einwohner 492. Zur Gemeinde gehörte damals auch der im Besitz des Ronsperger Herrschaftsgeschlechtes Coudenhove-Kalergi befindliche Meierhof Wellowitz, etwa 1 km nordostwärts von Trohatin liegend und 940 ha groß.

Das Flächenausmaß der Gemeinde Trohatin mit dem Meierhof Wellowitz betrug 1937 881,89 ha. Davon waren 468,64 ha Äcker, 185,54 ha Wiesen, 59 ha Weiden, 121,29 ha Wald, 6,37 ha Gärten.

Im Ort befanden sich 30 Bauern, 4 Kaluppner, 24 Kleinlandwirte sowie zahlreiche Arbeiter und Handwerker, 3 Gasthäuser, 2 Flaschenbierhandlungen, 3 Kaufläden, 1 Schmied, 1 Gemeinde-Armenhaus, 2 Schreinereien, 1 Wagnerei, 1 Müller, 1 Faßbinder, 2 Schuhmacher, 1 Heger, 1 Friseur, 1 Trafik.

Die Lebensgrundlage der Trohatiner bildete überwiegend die Landwirtschaft. Neben hohen Getreide- und Futterpflanzerträgen stand vor allem auch die Pferde- und Rinderzucht in hoher Blüte. Von diesem Wohlstand zeugten auch die großräumigen Höfe mit den zahlreichen Obstgärten. Ein Stollen und der Flurname „Kalköfen“ erinnerte an die Gewinnung von Kalk in früherer Zeit. Durch Abbruch des Serpentinfelsens im „Schwarzen Holz“ (Gebl aus Ronsperg) wurde viele Jahre Schotter gewonnen.

Die gute wirtschaftliche Position fand auch im ausgeprägten Vereinswesen ihren Niederschlag. So gab es einst hier folgende Vereine: Wassergenossenschaft (Be- und Entwässerungsanlagen 1912), Pferde- und Rinderversicherungsverein, EIektrizitätsgenossenschaft, Tierzuchtgenossenschaft, Pferdezuchtverein, Freiwillige Feuerwehr, Böhmerwaldbund, Landwirtschaftlicher Verein mit Maschinenpark zum Ausleihen, Kleinbauern- und Häuslerverein, Bund der Deutschen, Deutscher Kulturbund usw.

Von 1860 bis 1910 wanderten auch viele Bewohner nach Amerika aus. 1906 erhielt der Ort endlich eine Expositur zur Schule in Berg, die damals 110 Kinder zählte. Zuletzt war die Trohatiner Schule zweiklassig.

Trohatin war auch der Geburtsort des k. k. Artilleriemajors Anton Ritter von Prokosch, der nach Ableistung seiner Militärpflicht abermals ins Heer eintrat und im Feldzug 1848 durch seine Tapferkeit die Aufmerksamkeit der Heerführer auf sich lenkte, so daß er zum Hauptmann und später zum Major befördert wurde. Er war Ritter des Maria Theresia- und des Leopoldordens sowie Besitzer des Verdienstkreuzes mit der Krone und starb am 7. Januar 1878 zu Wien.

Im ersten Weltkrieg stellte Trohatin 67 Soldaten, davon sind 22 gefallen. Im zweiten Weltkrieg waren 80 Trohatiner unter Waffen, gefallen sind ebenfalls 22. Peter Windschüttl (Nr. 26) wurde mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet, weil er 15 Panzer abgeschossen und 2 beschädigt hatte.

Johann Gröbner