Wasserau [Bezvěrov]
Das Dorf wurde wahrscheinlich als Ausweiche von Mutina von Bukowec, dem Namensgeber von Muttersdorf, für seine von ihren Gründen auf der „Insel“ in Muttersdorf abgestifteten Bewohner errichtet (1180) und hat daher wohl auch den Namen (Ostrow = Insel). Es lag in 600 m Seehöhe, 2,5 km von Muttersdorf, 6 km von der bayerischen Grenze entfernt, am Osthang des Eisenberges (644 m).
Der Ort bestand schon aus ältesten Zeiten her aus zwei Gemeinden, die sogar zu verschiedenen Herrschaften gehörten. Jede hatte ihre eigene Geschichte.
Diese Zustände erklären sich aus der ältesten Geschichte dieser Gegend. Die königliche Burg in Pfraumberg war Sitz der Verwaltung und Mittelpunkt für den nördlichen Teil, die Burg der Choden in Taus der des südlichen Teiles des königlichen Grenzwaldes. Im Jahre 1571 legte eine Besichtigungskommission als Grenze zwischen diesen zwei Verwaltungsgebieten die Zollstraße zwischen Muttersdorf und Schönsee fest, die durch Wasserau führte und den Ort in zwei Teile schnitt. Den links der Straße liegenden Teil nannte man Teil I oder Ronsperger, auch Tauser Teil, den rechts der Straße bezeichnete man als Teil II oder Hostauer, auch Pfraumberger Teil.
1379 wurde Wasserau in einer Urkunde noch als eine „öde Stätte bei Muttersdorf“ genannt, weil der Ort in häufigen Kriegszügen vernichtet und von den Bewohnern verlassen wurde. Um 1400 war der Ort schon wieder besiedelt; denn für die neuerrichtete Kaplanstelle in Muttersdorf trugen sieben Bewohner von Wasserau aus dem Hostauer Teil je drei böhmische Groschen bei.
Erst 1506 hörte man wieder von dem Orte, als der erste Wiedersperger von seinem Schwiegervater Nikolaus Henninger von Seeberg Muttersdorf und das „öde Dorf Wasserau mit Zugehör“ kaufte. Diese Verwüstung kann nur 1467 bei dem Einfall von Soldaten auf ihrem Zuge von Pfraumberg nach Taus geschehen sein.
Erst 1644 wurde Wasserau 1 wieder erwähnt, weil es eine eigene Herrschaft bekam. Die Söhne des Johann III. von Wiedersperg teilten das Gut Wasserau I auf. Jeder Bruder erhielt 6773 Schock böhmische Groschen. Der Herrschaft Wasserau I teilte man die linke Seite des Ortes, Waier mit Bernstein und das Dorf Rindl zu.
Das Gut bestand nach der Teilung aus dem Meierhofe und den dazugehörigen Feldern und Wiesen, den Robot- und Zinsleistungen der Bewohner von Wasserau I, Rindl und Waier, den zwei Forellenweiherln, dem großen Teiche in Waier, dem „jungen Schüßling“ und dem halben Eisenberge. Den zu Wasserau I gehörigen Ort Gorschin teilte man dem Gute Schwanenbrückl, den halben Schwanenbrückler Eisenberg aus Waldmangel dem Gute Wasserau zu; es bekam auch die Schwanenbrückler Mühle, weil Wasserau I selbst keine Mühle hatte.
Leopold Konstantin von Wiedersperg, der zweitälteste Bruder, übernahm das Gut Wasserau I, nahm seinen Wohnsitz im Meierhofe und besaß außerdem 2 Häuser in Muttersdorf. Er war der Begründer der Zweiglinie Wasserau I der Wiedersperger.
Nach seinem Tode (1673) verwalteten seine Söhne erst das Gut gemeinsam und setzten später einen „Hauptmann“ ein. 1691 boten die Gebrüder Wiedersperg ihr Gut Wasserau zum Verkaufe an. Es kaufte Matthias Gottfried Freiherr von Wunschwitz in Ronsperg, weil die anderen Brüder Wiedersperg auf das laut Vertrag von 1644 bestehende Vorverkaufsrecht aus Mangel an Geldmitteln verzichteten. Das Gut Wasserau wurde mit dem von Ronsperg vereinigt.
1695 starb der neue Herr von Wasserau nach einem sehr bewegten Leben in Ronsperg. Die 20 Zentner schwere Kupferstatue des hl. Johann von Nepomuk auf der Prager Karlsbrücke ließ er gießen. Sein Sohn und Nachfolger Daniel war Hauptmann des Pilsner Kreises und wohnte eine Zeit im Meierhofe zu Wasserau.
Freiherr von Wunschwitz verkaufte 1717 die Güter in Ronsperg und Wasserau I an Wolfgang Mulz von Waldowa; dessen Tochter veräußerte beide Güter 1725 an den Grafen von Königsfeld.
1759 ging das Gut wieder in andere Hände über. Als neuer Besitzer erschien ein Reichsfreiherr von Linker-Lutzenwick, ein Bayer. 1779 erbte die Herrschaft sein Sohn Johann Franz.
1804 kaufte die Güter Ronsperg und Wasserau I der Glasmeister Georg Michel von Schmauß in Friedrichshütte. Im selben Jahre hatte der frühere Besitzer von Linker die Herrschaft wieder an sich genommen; wahrscheinlich konnte der Käufer die vereinbarte Kaufsumme nicht aufbringen. 1843 kaufte Graf Anton von Thun-Hohenstein das Gut mit dem in Ronsperg um 500 000 Gulden.
Damals lebte unter den Untertanen bereits eine Judenfamilie.
1798 mußte das Gut Wasserau I für das Militär 10 Fässer Getreide nach Hostau und 6 Fässer nach Bischofteinitz liefern.
Im Jahre 1850 wurde auch für Wasserau die Grundentlastung von der Robotpflicht durchgeführt. 1864 erwarb Graf Franz von Coudenhove das Gut Wasserau I mit Ronsperg und Bernstein um 1 Million (!) Gulden, so daß nun Muttersdorf und Wasserau nach einer Trennung von 178 Jahren wieder in einer Hand vereinigt waren.
Die Bezirksstraße durch Wasserau baute man 1862 wohl aus strategischen Gründen über die höchste Erhebung, die Wasserauer Höhe (620 m), hinweg und nicht in der Senke über das „Rote Kreuz“.
Seit 1876 war die Bewirtschaftung des Meierhofes beendet, die Felder und Wiesen wurden verpachtet, die Gebäude verfielen und wurden 1919 ganz abgetragen.
Da die Straße Muttersdorf-Schönsee die Schneidelinie der beiden Chodengebiete war, gehörte Wasserau rechts der Straße zum Gebiete der königlichen Burg in Pfraumberg als Hostauer oder II. Teil.
Geschichtlich trat Wasserau II erst 1379 in Erscheinung. Im Jahre 1412 errichtete der Besitzer Mraczek auch bei der Hostauer Kirche eine Kaplanstelle und stellte die Abgaben seiner Untertanen aus Wasserau II mit bei.
Dorf und Gut Wasserau II wurden zwischen 1497 und 1518 von Christof von Guttenstein an Johann von Rabstein vertauscht, während Georg von Wiedersperg das Gut Muttersdorf mit Wasserau I kaufte. Die Söhne des Johann von Rabstein teilten 1545 die Güter. Adalbert erhielt Hostau mit Gramatin und Wasserau II und bestimmte, daß seine Wasserauer Untertanen ihre Waren auf den Markt nach Hostau zu bringen haben, widrigenfalls sie der Waren, Pferde und Wagen verlustig gingen.
Der Vetter des Besitzers erhielt 1598 Wasserau II; er hieß Heinrich Laurenz Graf von Guttenstein. Ihm wurden die Güter allerdings nach der Schlacht auf dem „Weißen Berge“ (1621) wegen Unterstützung der Protestanten gegen den Kaiser abgenommen. 1622 kam Wasserau II durch Kauf an Zdenko von Mittrowitz; 1624 an Prothus von Chudenitz. Seine mit dem Grafen Starhemberg verheiratete Tochter verkaufte die Herrschaften Hostau und Wasserau II 1656 um 120000 Gulden an den Grafen von Trauttmansdorff (Bischofteinitz).
Es ist nicht bekannt, wann die Umpfarrung von Wasserau II zur Kirche in Muttersdorf erfolgte; entweder in der turbulenten Zeit der Hussitenkriege oder zur Reformationszeit. Spottweise nannte man Wasserau II die „lutherische Seite“, wohl deshalb, weil der Besitzer, Graf von Guttenstein, Protestant und Feind der Katholiken war, und seine Untertanen zum lutherischen Glauben zwang.
1739 wurde das kaiserliche Zollamt nach Wasserau verlegt, kam aber schon 1753 wieder nach Muttersdorf zurück; 1805-1813 gab es in Wasserau wieder eine Zollstation.
Schulisch gehörte Wasserau immer zu Muttersdorf. Seit Menschengedenken unterhielt das Dorf eine Winterschule von November bis März; Lehrzimmer waren abwechselnd nur größere Wohnstuben. 1890 entstand ein Winter-Exkurrando-Unterricht für drei Wochentage; 1893 bewilligte man Wasserau eine ganzjährige Expositur, die aber über Einspruch von Muttersdorf und Gramatin wieder aufgehoben wurde.
Endlich 1918 bekam Wasserau eine einklassige, selbständige Volksschule; das Schulgebäude errichtete man im Jahre 1920.
Wasserau hatte eine Grundfläche von 232 ha.
Eine große Änderung in den äußeren Verhältnissen brachte das Jahr 1848. Unterstanden die beiden Wasserau den Ortsgerichten Hostau und Ronsperg, so wurden sie jetzt beide dem Ortsgerichte Hostau zugeteilt; in politischer Hinsicht kamen sie zu der Bezirkshauptmannschaft Bischofteinitz. Im selben Jahre (1848) vereinigten sich die beiden bisher getrennten Ortsteile zu einer politischen Gemeinde mit eigenem Gemeindeausschuß und Gemeindevorsteher, wenn auch die Teilung in zwei Katastralgemeinden (Ronspers und Hostau) bestehen blieb. Jeder Teil verpachtete weiter die Jagd selbständig und besaß auch je ein eigenes Armenhaus.
1921 zählte die Gemeinde 312 Seelen in 56 Häusern. Diese Zahlen hatten sich bis 1945 nicht wesentlich verändert.
Im Dorfe bestanden seit 1895 ein Freiwilliger Feuerwehrverein und seit 1908 eine Deutsche Böhmerwaldbundesgruppe.
Der erste Weltkrieg forderte 5 Todesopfer; auch im zweiten Weltkriege fielen mehrere Wasserauer.
Zu Wasserau gehörten auch die Weiler Engelhaus und Platten.
Nach Georg Lehanka