Webrowa

Webrowa [Věvrov]

Tonscherben, Asche, zwei Armreifen und ein Ring aus Bronze, die der Webrowarer Bauer Johann Georg Mahal 1935 bzw. 1936 in seiner nach Kschakau zu gelegenen Waldparzelle zu Tage förderte, bewiesen, daß auch in der Gegend um Webrowa frühzeitige Siedlertätigkeit herrschte, wenngleich das an einem Zulauf des Spiegelbaches liegende Dorf (etwa 6 km nördlich von Bischofteinitz) erst 1379 namentlich auftauchte.

Für das Jahr 1447 wurde berichtet, daß der Kladrauer Klosterabt Vronius mit Bartholomäus von Webrowa in Rechtsstreit geriet, wobei letzterer dritthalb Huben in Potzowitz als Eigentum zuerkannt bekam. 1587 gehörten 6 Webrowarer Höfe zur Herrschaft Lobkowitz in Bischofteinitz, 1789 war Wewrowa bzw. Webrowa ein Dörfchen von 14 Nummern „mit 1 Schlößchen, 1 landtaflichen Meyerhof, 1 freyen Fiskalhof und einer 1715 auf Veranstaltung des Leopold Josef Lindenthaler von Sternthal aufgeführten öffentlichen Kapelle unter dem Namen der hl. Dreyeinigkeit“.

1839 hatte Webrowa 16 Häuser mit 178 deutschen Einwohnern, wovon 2 Nummern zum hiesigen Fiskalhof gehörten, dessen Gründe aus 74 Joch 160 Quadrat-Klafter Äckern, 5 Joch 514 Quadrat-Klafter Wiesen, 1497 Quadrat-Klafter Gärten, 13 Joch 1452 Quadrat-Klafter Hutweiden etc. sowie 2 Joch 743 Quadrat-Klafter Waldungen bestanden. Das Gut Webrowa hatte 1735 Frau Maria Katharina von Reisinger für 5000 fl. an die Fideicommiß-Herrschaft Bischofteinitz veräußert. Die Gebäude des obrigkeitlichen Maierhofes waren zu Wohnungen für die Arbeitsleute umgebaut und die Gründe an dieselben sowie an andere Untertanen zeitlich verpachtet worden.

1913 hatte Webrowa 18 Häuser und 183 Einwohner, 1945 waren es 28 Hausnummern mit 177 Einwohnern. Das Gesamtflächenausmaß der Gemeinde betrug 1937 406,02 ha und verteilte sich auf 281,86 ha Äcker, 32,19 ha Wiesen, 15,78 ha Weiden, 63,01 ha Wald, 1,15 ha Gärten. Im Ort waren 8 große Bauernhöfe, 1 Kaluppner (Viertelhöfer) und Häusler (Kleinbauern). Neben dem Dorfschmied waren auch Maurer, Zimmerleute, früher 2 Schuhmacher und 1 Schneidermeister ansässig, außerdem gab es 1 Gasthaus, 1 Flaschenbierhandlung und 1 Kaufladen, der dann im zweiten Weltkrieg einging.

An der Einmündung des Wasserlaufes in den Spiegelbach, der auch Kschakauerbach hieß, stand früher auch eine Mühle. Das Wasser für den Betrieb lieferten 3 Teiche, von denen der oberste schon im Potzowitzer Kataster lag. In der Webrowarer Gemarkung gab es einst 5 Teiche, zuletzt noch 4, davon waren 2, die zum Hof Nr. 15 gehörten, um 1900 angelegt worden.

In der Gemarkung von Webrowa befanden sich auch die Brunnen für die Wasserleitung des Schlosses Trauttmansdorff in Bischofteinitz. Diese Wasserentnahme erfolgte kostenlos. Während die Elektrifizierung 1929 durchgeführt wurde, kam es Anfang der Dreißiger Jahre zur Entsumpfung verschiedenen Wiesengeländes, das allerdings ohne wasserrechtliche Verhandlung durchgeführt wurde und mit einem „Ausgleich bei Nacht und Nebel“ mit den Untermedelzener Anrainern zustande kam.

Die Wassergenossenschaft II folgte einige Jahre danach mit der Entwässerung. Ihr schlossen sich auch Worowitzer Bauern an. Für weitere Nachbargemeinden war nun auf diesem Wege das Signal gegeben.

1936 kam es zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr und Anschaffung einer Motorspritze.

Die eingangs erwähnte Dorfkapelle mußte 1834 infolge Baufälligkeit abgetragen werden und wurde 1857 neu erstellt und am 19. Juli gleichen Jahres eingeweiht. Eingepfarrt war Webrowa nach Kschakau. Nachdem die erste Glocke dem Weltkrieg 1914-1918 zum Opfer gefallen war, wurde von der Firma Herold in Komotau eine neue gegossen mit folgender Inschrift: „Zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit hat mich gießen lassen Johann Georg Mahal, Bauer in Webrowa Nr. 4, im Jahre 1923.“ Pfarrer Johann Knarr ließ die Kapelle restaurieren. Mit ihm kam überhaupt Schwung ins ganze Kirchspiel.

Die einklassige Schule in Webrowa wurde 1896 zuerst im Privathaus Nr. 15 eröffnet, das Schulgebäude auf der Droht ein Jahr darauf von Maurermeister Andreas Haber (Podraßnitz) erbaut und vom Hochsemlowitzer Pfarrer Josef Maraß eingeweiht. Es war eine Expositur zur Mutterschule in Kschakau. Erst wurde die Schule selbständig, dann aber bei Absinken der Kinderzahl aufgelöst. Auf Grund des darauf einsetzenden Widerspruches der Bevölkerung wurde die den Ansprüchen eines Schulhauses nicht mehr ganz entsprechende Worowitzer Schule (die Worowitzer sagten: wegen Lehrermangel) geschlossen und die Schule in Webrowa wieder eröffnet, was sich für die Kinder von Webrowa, Worowitz und Untermedelzen segensreich auswirkte.

Erwähnenswert war auch der Webrowarer Freiherrnhof. Solche Höfe, anderorts rnanchmal auch mundartlich „Ban A(n)prankn“ genannt oder „Naprank“ = Freihof (z. B. in Semeschitz), waren Freigüter. Über diese schrieb Liebscher allgemein und im besonderen: „Bauern und sogar Leibeigene wurden teils zur Belohnung für geleistete Dienste, teils gegen Bezahlung ihrer Leibeigenschaft entbunden und mit einem Teile des herrschafilichen Landgutes ganz in der Weise bedacht, wie es bisher ihre Obrigkeit im Besitze hatte. Solche Besitzer, welche nicht adelig waren und kleine Landgüter besaßen, nannte man Freisassen. Sie gehörten weder dem Adel noch dem Bürgerstand an, waren von der Obrigkeit nicht abhängig und standen mit dem Adel unter gleichen Behörden. Die Besitzer des Webrowarer Freisassenhofes waren: Eugen Schumida, Kinzler von Kunzenfels, Johann Konasch, Adam Sahorsch, Matthias Sahorsch, Andreas Steinbach. Im Jahre 1816 wird Georg Trapp, im Jahre 1839 Baron Helversen als Bewirtschafter dieses Freisassenhofes genannt.“

Im ersten Weltkrieg blieben 5 Webrowarer Heimatsöhne, im zweiten waren es 11. Dazu kommen noch 2 in Wiesengrund Verschollene.

Josef Bernklau nach Johann Georg Mahal