Wottawa

Wottawa [Otov]

Knappe 4 Straßenkilometer südöstlich von Ronsperg erhob sich im Tal des fischreichen Schwarzbaches das Dorf Wottawa, als ein Gut des Stockauer Klosters für das Jahr 1239 erstmals belegt.

1789 zählte der Ort, zur Allodialherrschaft Ronsperg gehörend, 34 Nummern, 1839 38 Häuser und 258 Einwohner, einen herrschaftlichen Meierhof, 1 Mühle und 1 Hegerswohnung. 1913 war Wottawa auf 51 Häuser mit 331 Einwohnern angewachsen. Der Meierhof des Grafen Coudenhove-Kalergi hatte eine Größe von 127,96 ha. Im Zuge der tschechischen Bodenreform wurde dieser Besitz nach dem ersten Weltkrieg enteignet und ein Teil der Felder und Wiesen an frühere Pächter verkauft. Der wesentliche Grundbesitz, der Wald, blieb in tschechischen Händen, d. h. es bildete sich eine tschechische Genossenschaft mit dem Namen „Ortoklas“, deren Mitglieder eingewanderte tschechische Gendarmen, Briefträger und andere Staatsbedienstete waren.

Das Flächenausmaß der Gemeinde Wottawa, die auch die beiden Orte Altparisau und Neuparisau mitbildeten, betrug 1937 869,12 ha und verteilte sich auf 448,83 ha Äcker, 103,95 ha Wiesen, 45,73 ha Weiden, 233,54 ha Wald und 3,20 ha Gärten. Am 1. September 1939 hatte Wottawa mit Altparisau und Neuparisau 136 Häuser und 774 Einwohner. Im zweiten Weltkrieg fielen 44 Mann, 6 blieben vermißt. In den Umsturztagen 1945 wurden 17 Landsleute ermordet.

Neben der in hoher Blüte stehenden Landwirtschaft (Weizenanbau, Sirnmentaler und Berner Viehzucht) war besonders das reichliche Vorkommen von Feldspat und Quarz eine sehr gute Einnahmequelle. Das Rohprodukt wurde an die Feldspat- und Quarzmühlen nach Ronsperg, Metzling und Kleinsemlowitz verkauft und dort vermählen. Das Spat- und Quarzmehl wurde zu 50 Prozent nach Deutschland und England ausgeführt. Fast jeder Bauer besaß Spat- und Quarzgruben, Kleinlandwirte und Arbeiter fanden das ganze Jahr hindurch lohnende Arbeit, selbst Landsleute aus Nachbardörfern fanden hier Verdienst.

An Betrieben waren vorhanden. 1 Handels- und Lohnmühle, 1 Bäckerei, 4 Lebensmittelgeschäfte, 4 Gastwirtschaften, 2 Textilgeschäfte. Ferner waren 2 Tischler, 2 Huf- und Wagenschmiede und 1 Schuhmacher in der Gemeinde.

Die am nördlichen Dorfende gestandene Kapelle zeigte im Altarbild „Johannes den Täufer“. Eingepfarrt war Wottawa nach Metzling. Die Volksschule dürfte um 1840 erbaut und 1871 aufgestockt worden sein. Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1908 ins Leben gerufen. Wottawa hatte 1945 66 Hausnummern, 104 Haushalte und 399 Einwohner. Von den 41 landwirtschaftlichen Betrieben waren 14 zwischen 20 und 30 ha groß. Und wie die meisten Dorfbewohner anderer Dörfer hatten auch die Wottawarer einen Spitznamen, nämlich die „Hussiten“! Die Legende erzählte, daß im Bauernhof des Georg Eberl (Nr. 7) einst Hus gewohnt und von Wottawa aus seine Raubzüge unternommen haben soll.                                               

Josef Bernklau nach Josef Ubl