Zetschowitz [Čečovice]
Nimmt man auf die in der Flur „Hora“ entdeckten Hügelgräber Bezug, dürfte es sich bei dem etwa 11 km nordostwärts von Bischofteinitz gelegenen Dorf Zetschowitz um eine recht alte Siedlung handeln, selbst wenn der Ortsname slawischen Ursprungs war und wohl vom tschechischen Personennamen Tschetschek herrührt, den die Egerländer Mundart in „Tschetschawitz“, wie der Ort im Volksmund bezeichnet wurde, übernahm.
Zuerst wurde Jaroslav von Mogolzen – und zwar 1289 – als Besitzer von Zetschowitz genannt. Er oder seine Nachfolger verlegten den Wohnsitz nach Zetschowitz und besaßen beide Orte. 1355 und 1358 wurde ein Jaroslav von Zetschowitz als Kirchenpatron in beiden Dörfern erwähnt. Dieser Jaroslav verkaufte den größten Teil seines Vermögens. So wird berichtet, daß er 1362 zwei Wiesen und Krnowitz (Tscharlowitz?) dem Kladrauer Kloster veräußerte. Später verkaufte er auch Zetschowitz und lebte in Armut noch 1369.
1364, als Zetschowitz und Mogolzen vereinigt waren, erschienen als Besitzer die Brüder Johann Buscheck und Wilhelm von Wilhartitz. Sie besaßen auch Nemtschitz. Später erschien Johann als alleiniger Besitzer. Er hinterließ die Töchter Anna und Katharina, welche sich den Besitz teilen sollten. Doch der Vormund Annas, Heinrich von Rosenberg, brachte mit dem Gemahl Katherinens, Johann von Hradec, einen Tausch zuwege. Katharina erhielt die Hälfte von Wilhartitz. Anna bekam dafür Bor und Petrowitz, Burg, Kirche und Dorf Zetschowitz, ferner Mogolzen, Nemlowitz und Schekarschen.
Annas zweiter Gemahl war Wenzel von Wartenberg. Er wurde 1401 als Patron der Zetschowitzer Kirche erwähnt, einer Kirche, die als die schönste Dorfkirche der Gotik in Böhmen bekannt geworden ist. Annas dritter Gemahl war Hyank der Ältere zu Nachod und Adersleich. Da nun Anna in Nordostböhmen wohnte, trat sie Zetschowitz und einige andere Güter gegen eine jährliche Geldsumme an Heinrich von Rosenberg ab. Mit diesem führten die „Riesenberge von Janowitz“ Krieg.
Burggrafen von Zetschowitz waren nach Heinrich 1412 ein gewisser Prokop, 1413 Johann Spic von Luzan. Bis etwa zur Hälfte des 15. Jahrhunderts blieb Zetschowitz irn Besitz der Rosenberg, welche die Kirche neu aufbauten. 1513 besaß es Wolf von Ronsperg, dann Johann von Gutstein. Dessen Söhne Georg, Albrecht und Christof verkauften 1542 Burg, Hof und Dorf Zetschowitz, weiters die Dörfer Mogolzen, Nemlowitz, Wassertrornpeten, Naumirschen, Schekarschen und Stich an Pribik den Chlumer zu Chlum. Pribik starb 1544, und sein Sohn Paul wurde Besitzer. 1546 kaufte Johann der jüngere von Lobkowitz die Herrschaft Zetschowitz und vereinigte sie mit der Herrschaft Bischofteinitz. Während Oberlehrer Ernst (1895) die Erbauung des Zetschowitzer Schlosses Graf Popel von Lobkowitz zuschrieb, berichtet eine andere Quelle, daß das an Stelle einer alten Ritterfeste in Dreiecksform erbaute Schloß aus dem 18. Jahrhundert stamme.
Am 15. Juni 1587 übernahm jedenfalls Graf Wilhelm Popel von Lobkowitz die Herrschaft seines Vaters, und laut Urbar gehörten damals zur Zetschowitzer Herrschaft als Eigenbesitz die Feste, 1 Mälzerei, 1 Bierbrauerei, 1 Hof im Ort und der Trubitzer Meierhof. In Zetschowitz gab es zu dieser Zeit sogar einen Hopfengarten. Ferner gehörten folgende Orte zu dieser Herrschaft: Zetschowitz, das 9 Höfe aufwies, Mogolzen, Nemlowitz, Wassertrompeten, Tscharlowitz, Elschelin, Radelstein, Honositz, Lissowa, Strelitz, Autschowa, Stankau-Markt, Stankau-Dorf, Stich, Kwitschowitz, Nahomirschen, Schekarschen, weiters 5 Höfe von Holleischen und die 3 öden Dörfer Nahorschitz, dessen Felder ganz mit Wald bewachsen waren, und dessen Wiesen zum Trubitzer Stall gehörten, Kolejowitz und Wostrowce, die ebenfalls mit Wald bewachsen waren.
Zetschowitzer Bier wurde in Trebnitz, Sirb, Webrowa, Mukowa, Hochsemlowitz, Trohatin, Zetschowitz, Mogolzen, Wassertrompeten, Honositz und in Markt sowie Dorf Stankau ausgeschenkt. Mühlen gab es je 1 in Markt und Dorf Stankau, in Radelstein und die Gottschauer.
Auf der Zetschowitzer Herrschaft hatten 4 Bauern des Dorfes bei der Getreideernte zu helfen, während 4 weitere mit den Bauern von Mogolzen, Elschelin, Stich, Schekarschen, Honositz (nur 2) und Holleischen im Herbst und Frühjahr die herrschaftlichen Felder zu bestellen hatten. Die Hofnamen Raschka und Urbaner gehen bis in diese Zeit zurück.
Nach der Schlacht am Weißen Berg wurden dem Protestanten Graf Wilhelm Popel von Lobkowitz sämtliche Güter konfisziert. 1622 kam die Herrschaft Zetschowitz gemeinsam mit der Herrschaft Bischofteinitz an Graf Maximilian von Trauttmansdorff, welcher sie für 200 000 Gulden vom Kaiser erstand.
1761 zählte Zetschowitz 26, 1789 27 Nummern. 1839 hatte es 38 Häuser mit 266 Einwohnern, darunter 1 Israelitenfamilie.
Das in Dreiecksform erbaute obrigkeitliche Schloß wurde an Stelle einer alten mit einem hohen Wall umgebenen Burg (Ritterfeste) errichtet. Hier wohnt 1839 der Wirtschaftsdirektor und der von Graf Franz Norbert von Trauttmansdorff eingesetzte Schloßkaplan. Weiters befanden sich damals 1 Schüttboden, 1 Bräuhaus (auf 31 Fuß) in eigener Regie hier, aus welchem sämtliche Wirte der vereinigten Herrschaft Bischofteinitz-Zetschowitz das Bier abzunehmen verpflichtet waren, 1 Branntweinbrennerei (auf 40 Maß), 1 Meierhof 1 Schäferei, 1 obrigkeitliche Malz- und Brettmühle und 1 Wirtshaus. Nach Oberlehrer Ernst wurde durch Ankauf des Stankauer Bräuhauses um 36000 Gulden das Zetschowitzer Bräu- und Branntweinhaus im Jahre 1876 aufgelassen, wodurch der Ort zweifelsohne an Bedeutung einbüßte.
1913 hat Zetschowitz 49 Häuser und 332 Einwohner, 1939 57 Häuser mit 314 Bewohnern. Das Flächenausmaß der Gemeinde betrug 1937 insgesamt 453,73 ha. Es gliederte sich in 309,62 ha Äcker, 34,69 ha Wiesen, 28,91 ha Weiden, 56,98 ha Wald und 4,06 ha Gärten.
Der dem Fürsten Trauttmansdorff gehörende Meierhof, der vor dem ersten Weltkrieg ein Ausmaß von 169,4339 ha aufwies, wurde ebenfalls von der tschechischen Bodenreforrn betroffen. Zunächst zog der Legionär Tschermak ein, dann gingen zwei Drittel an den Israeliten Lederer und ein Drittel an Herrn Peterschick über, im Dritten Reich war er in Treuhandverwaltung (als Verwalter fungierte ein Schimaneck) mit dem Sitz in Mirschikau. Die Freiwillige Feuerwehr stand im zweiten Weltkrieg unter dem Kommando von Wenzel Knarr. Schulleiter der zweiklassigen deutschen Volksschule war Oberlehrer Josef Raschka, dessen Gattin sich auch mehrfach als Organistin in der Mogolzer Kirche betätigte.
Bei der Kriegerdenkmaleinweihung, bei der tschechisches Militär mitwirkte, kam es zu nationalen Gegensätzen, so daß nach 1938 eine neue Einweihungsfeier stattfand.
Josef Bernklau nach Wenzel Niesta